Neapel [2]

[306] Neapel, ital. Napoli, an der Stelle des alten Neapolis (Neustadt), einer von Griechen aus Cumä angelegten Colonie, Haupt- u. Residenzstadt des Königreichs beider Sicilien, weltbekannt durch seine herrliche Lage am Meerbusen von N., mit 416000 E, im Ganzen eng und winklig gebaut, hat aber einzelne sehr schöne Straßen u. Plätze u. ist die lebhafteste und geräuschvollste Stadt Europas, weil das Klima den Einw. ein Treiben auf den Straßen erlaubt, wie dasselbe im Norden nimmermehr möglich wäre. N. hat einen zahlreichen u. wohlbegüterten Adel, eine wohlhabende Bürgerschaft und selbst die Lazzaroni (s. d.) darben selten. N. zählt gegen 300 Kirchen unter denen der Dom des hl. Januarius die bemerkenswertheste ist. u. 149 Klöster und Hospize. Die schönsten Gebäude: der königl. Palast am Ende der prächtigen Toledostraße, der königl. Palast Capo di Monte, der Palast des Prinzen von Salerno, des Erzbischofs, der Palast degli Studj mit dem bourbonischen Museum, welches außerordentlich reich an antiken Kunstschätzen ist (zum Theil aus der Erbschaft der Farnese, theils im Königreich selbst. namentlich in Herculanum und Pompeji gefunden) u. die königl. Bibliothek von 150000 Bdn. enthält; das Theater San Carlo, das größte in Europa, das Reclusorio oder Armenhaus. Die 6 Kastelle sind wichtiger gegen Aufstände, als gegen einen feindlichen Angriff (die bedeutendsten: St. Elmo, Nuovo, dʼUovo); in den Felsenhöhen [306] auf der Nordseite der Stadt sind merkwürdige Katakomben. N. hat auch eine von dem Hohenstaufen Friedrich II. gestiftete Universität, mehr als 20 Gymnasien, Lyceen und Collegien, Maler- u. Bildhauerakademie, Conservatorium der Musik. polytechnische, Taubstummen- und Blindenanstalt etc. Die Umgegend ist reich an Naturwundern u. historischen Plätzen: Pausilippo, der See dʼAgnano, die Hundsgrotte, die Solfatara, Puzzuoli, Bajä, Vesuv, Herculanum, Pompeji, Portici, die Inseln des Golfs.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 306-307.
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