Nordpolexpeditionen

[355] Nordpolexpeditionen, Reisen zur Untersuchung der Polarmeere und der dortigen Länder, zuerst mit der Absicht eine nordwestl. Durchfahrt zu suchen, zuletzt mehr zu geographischen u. naturwissenschaftlichen Zwecken unternommen. Die ersten, welche N. versuchten, waren Forbisher 1577, Davis 1587, Hudson 1610, Bassin 1622; diesen folgte 1746 Ellis, zu Lande 1771 Hearne u. 1780 Mackenzie, lauter Namen, an welche sich wichtige Entdeckungen knüpfen. Das engl. Parlament setzte 1818 einen Preis von 20000 Pfd. St. auf die Entdeckung einer nordwestl. Durchfahrt, 5000 für die Erreichung des Nordpols, andere namhafte Preise für die Erreichung anderer Punkte aus. Hierauf folgten die kühnen Fahrten von Buchan und Roß, Parry, Franklin, Back, Scoresby, Beachy, Dease, Simpson, Rae. Die letzte N. unternahm Franklin (s. d.) 1845, auf welcher er seinen Untergang fand. Seit 1848 wurden verschiedene Expeditionen ausgesandt ihn aufzusuchen; Capitän MʼClure entdeckte 1850–51 wirklich die nordwestl. Durchfahrt, Belcher [355] erwies, daß das Polarmeer nördl. vom 80° eisfrei sei, Rae nahm die amerikan. Nordküste kartographisch auf. Derselbe unternahm 1854 eine neue Expedition, um die Todesstätte Franklins an der amerik. Nordküste aufzusuchen (Angaben der Eskimos u. von ihnen vorgezeigte Gegenstände, die Franklin gehörten, lassen darüber fast keinen Zweifel übrig). Kane 1853 von Newyork eine andere, um wo möglich den Pol zu erreichen, und da dieser im Mai 1855 noch nicht heimgekehrt war, so ging zu seiner Aufsuchung eine neue ab, welche ihn im Septbr. von Grönland zurückbrachte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 355-356.
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