Grönland

[156] Grönland, nordamerikan. Polarland, vielleicht 18000 QM. groß, wahrscheinlich eine mit vielen Eilanden umgebene gegen Süden im Cap Farewell endende Insel, ist eine von Randgebirgen umgebene, von Eismassenbedeckte, durchschnittl. 3000' hohe Hochfläche, nur am Küstensaume u. in ihrem südl. Theile einigermaßen bewohnbar. Klima u. Erzeugnisse sind die der Polargegenden; Fische, Robben, Wale, Seevögel, Rennthiere, Füchse, Eisbären etc. sind zahlreich, die Vegetation dagegen eine sehr kümmerliche, auf Flechten, Moose und einige Kräuter beschränkte, nur in den südlichsten Gegenden kommen noch verkrüppelte Bäume fort. Die Einw. gehören zum Stamme der Eskimo, sind vielleicht 24000 Seelen stark, körperlich und geistig verkümmert, doch kühne Fischer und Jäger, im Winter in engen schmutzigen Erdhütten, wo es kein Europäer vor Gestank aushalten würde, im Sommer unter Zelten wohnend. – G. wurde schon 982 durch einen Isländer, Erik den Rothen, entdeckt und von Norwegern, Isländern und Dänen colonisirt. Im Jahr 1406 bestand eine Colonie auf der Ostküste (Austurbygd) u. eine auf der Westküste (Westurbygd). Die östliche wurde von Treibeis abgesperrt und soll 1550 zum letztenmale von einem europ. Schiffe erreicht worden sein, auch die westliche wurde aufgegeben und erst seit 1720 wieder von Dänemark aus besucht (vgl. Egede). Es wurden Missionsorte besonders von den Herrenhutern gegründet und im Ganzen bestehen deren 10, daneben 18 größere und 15 kleinere Niederlassungen, von etwa 250 Dänen u. 8000 Grönländern bewohnt. Garnison hat G. keine, nur 2 Statthalter (für Süd- und Nord-G.) und einige Rentbeamte. In Süd-G. liegen: Julianehaab, Frederikshaab, Godhaab, [156] Sukkertoppen, Holstenborg, Lichtenfels, Neuherrnhut; in Nord-G.: Egedesminde, Christianshaab, Godhavn auf der Insel Disco, Jakobshavn, Rittenbeek, Omanah und Upernavik. Der Handel besteht meistentheils im Austausch von Mehl, europ. Fabrikaten u. dgl. gegen Walfisch- und Robbenthran, Fischbein, Seehundsfelle, Pelzwerk, Narwalszähne etc. im Werthe von ungefähr 200000 Thlr. u. wird von der dän. Regierung durch die Direction des königl. grönländ. und faröischen Handels betrieben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 156-157.
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