[798] Zweifel (lat. dubitatio, ital. dubiezza, frz. doute, engl. doubt), derjenige Zustand der Ungewißheit, wo wir zu keinem bestimmten Urtheil od. Handeln zu gelangen vermögen, weil wir unter den dafür u. dagegen sprechenden Gründen das Rechte nicht herauszufinden wissen; dann der Grund oder die Gründe, welche man gegen die Annahme einer Behauptung od. Handlungsweise hat. Der positive Z. hat seine objectiven Gründe für sich, der negative ist lediglich ein Ausfluß der Z. sucht, ein Skrupel oder eine Pedanterie. Man unterscheidet ferner einen Z. des religiösen Unglaubens, der sich durch die besten Gründe und sonnenklaren Beweise keineswegs aufheben läßt, weil die Erkenntniß dem Willen unterthan, der Wille aber für den Unglauben gestimmt ist; ferner einen [798] Z. der Verwunderung, wovon ein berühmtes Beispiel bei Lukas (1,34) zu finden ist; endlich den Z. der wissenschaftlichen Untersuchung, den Gegensatz zur Leichtgläubigkeit, die Weigerung, fremde Behauptungen ohne weitere Untersuchung und Prüfung der Gründe als wahr hinzunehmen; dieser Z. hat seine Berechtigung, indem er der Wahrheit dient und den Fortschritt der menschlichen Erkenntniß fördert, er hat aber auch seine Gränze und zwar für den Christen da, wo Gottes Offenbarung anfängt, und für jeden Menschen da, wo der Verstand der Verständigsten in ein Labyrinth von unentwirrbaren Widersprüchen geräth. Vgl. Skepsis.