Paulus von Samosata

[478] Paulus von Samosata, ein Antitrinitarier (s. d.), geb. zu Samosata in Syrien, armer Leute Kind, aber talentvoll und gewandt, war um 260 n. Chr. Bischof von Antiochien u. zugleich Ducenarius (Richter, Steuerdirector?), welch letztern Titel er als ein eitler, verweltlichter Mann weit lieber als den eines Bischofs gehört haben soll. Er meinte, Christus sei keineswegs Gott gewesen, wohl aber ein von Gott mit dem Logos d.h. mit einer ausnehmend starken Vernunft begabter Mensch und zugleich ein Tugendheld. Drei Synoden zu Antiochien verwarfen solche Irrlehre, erst auf der 3. wurde P. überführt u. abgesetzt (269). Jetzt stützte er sich auf die Macht und Gunst der Königin Zenobia von Palmyra, allein 272 zerstörte Kaiser Aurelian das palmyrenische Reich und bestimmte: Bischof von Antiochien solle werden, wen die italien. und vor allem der röm. Bischof dazu ernennen. P. mußte weichen, doch bewahrten seine Meinungsgenossen, die Paulianisten od. Samosatenianer seinen Namen noch lange.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 478.
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