Porzellan

[591] Porzellan (vom portugies. porcella, Schale), die schönste und werthvollste Töpferwaare, von blendend weißer Farbe, glatter Oberfläche, glattem muscheligem Bruch, halb durchsichtig, metallisch klingend und von solcher Härte, daß sie am Stahle Funken gibt, auch unveränderlich alle Temperaturen durchgeht, wird aus der sogen. P.erde, einem Gemenge von 1 Theile eisenfreier Thonerde und 3 Theilen Kieselerde fabricirt. Die P.erde wird fein gemahlen, geschlemmt und hierauf in einem großen Behälter mit Kiesel oder Quarz, auch wohl Gyps unter Zusatz von etwas Wasser innig gemengt. Die Masse wird sodann geballt u. an einem feuchten Orte aufbewahrt, damit sie gähre; je länger diese Gährung dauert, desto besser wird die Masse. Nachdem sie noch einmal stark durchgeknetet worden, geschieht die Bildung der Formen, entweder auf der Drehscheibe, oder durch Formen oder aus freier Hand. Sind diese so gebildeten Geschirre gehörig an der Luft getrocknet, so werden sie in besonders dazu eingerichteten Oefen gebrannt, wobei man sie zum Schutz vor Verunreinigung in thönerne Kapseln setzt. Dieses Brennen geschieht zweimal, das [591] erstemal ohne Glasur u. in geringerem Hitzgrade, bloß in Rothglühhitze (Verglühen); hierauf werden die Geschirre mit der Glasurmasse überzogen, einem dünnen Brei aus fein zerriebenem P. mit Zusatz von Gyps als Flußmittel, zum zweitenmal gebrannt u. zwar im stärksten Feuer der Weißglühhitze (Garbrennen). Damit ist das P., wenn es weiß bleiben soll, fertig; eine weitere Bearbeitung erhält es aber gewöhnlich noch durch Bemalen und Vergolden (s. Porzellanmalerei). – Nachdem das P. in China und Japan schon seit Jahrtausenden bekannt gewesen u. seit dem 16. Jahrh. nach Europa eingeführt wurde, erfand es 1706 Böttger (s.d.) in Sachsen, wo man 1710 die erste Fabrik in Meißen errichtete. Trotz des Geheimhaltens verbreitete sich die Erfindung und es entstanden allmählig (zuerst in Wien 1730) zahlreiche P.fabriken in Deutschland, Frankreich, England, Italien etc.; das beste P. ist aber bisher immer noch das deutsche.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 591-592.
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