Ruhr [2]

[787] Ruhr (dysenteria), acute Krankheit, welche ihren Sitz in den dicken Gedärmen unter der Form von eigenthümlichen Schleimhautgeschwüren hat und deren hervorragendste Symptome sehr schmerzhafte u. häufige Ausleerungen nach unten sind. In den bei weitem meisten Fällen tritt diese Krankheit mit Fieber [787] und epidemisch auf. Daß insbesondere die Ausleerungsstoffe, meist blutig gefärbter sulziger Schleim, der oft 100 bis 200 mal unter dem heftigsten Zwang (fenesmus) ausgeleert wird, ansteckend sind, ist kaum zu bezweifeln. Die R. tritt meistens im Nachsommer sehr heißer Jahrgänge (z.B. 1834), in Folge von Diätfehlern durch Genuß von Obst, Gurken etc. auf. Je nach ihrer Intensität od. den gleichzeitigen anderen Symptomen unterschied man verschiedene Arten: gallige, typhöse, entzündliche, rheumatische etc. etc. u. darnach war auch die Behandlung in verschiedenen Epidemien und zu verschiedenen Zeiten eine verschiedene. Die vorzüglichsten Mittel in der R. sind folgende: Ausleerende Mittel, namentlich Rhabarber u. Calomel; beruhigende Mittel, Opium, nux vomica; als speciell r. widrige Mittel haben sich einen Ruf erworben: die Ipecacuanha, Simaruba, Columbo, Cascarille, China; unter den äußerlichen Mitteln Vinäsectionen, Kataplasmen u. Klystiere.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 787-788.
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