Selim

[180] Selim, Name 3 osmanischer Sultane. – S. I., geb. 1467, Sultan von 1512–20, ein grausamer, kriegerischer und staatskluger Fürst, eroberte Syrien, Aegypten u. Kurdistan. – S. II., geb. 1522, Enkel des Vorigen, Sohn Solimans II., Sultan von 1566–74, lebte dem Wein und dem Harem, ließ aber Yemen und Cypern erobern. – S. III, geb. 1761, gelangte 1789 auf den Thron, hatte sich trotz seiner Erziehung im Serail einige Kenntniß von den Zuständen des Abendlandes erworben und wollte die Verwaltung u. Kriegsmacht des osman. Reichs reformiren, dessen Verfall er wohl einsah. Allein die unglücklichen Kriege mit Rußland u. Oesterreich, der Aufstand des Paswan Oglu in Widdin, der Aufstand der Serben, der Angriff der Franzosen auf Aegypten lähmten ihn, und als er 1807, nachdem der Angriff des engl. Admirals Duckworth auf Konstantinopel vereitelt worden war, ein reguläres stehendes Heer (Nizam Dschedid) errichten wollte, empörten sich Janitscharen und Artillerie, S. III. wurde abgesetzt und im Serail durch seinen Neffen Mustapha IV. gefangen gehalten. Der Pascha von Rustschuk, Mustapha Bairaktar, griff für S. III. zu den Waffen u. drang am 28. Mai 1808 stürmend in Konstantinopel ein, allein Mustapha IV. ließ den gefangenen Sultan ermorden (ohne dadurch sich den Thron zu retten).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 180.
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