Snorre Sturluson

[237] Snorre Sturluson, lat. Snorro, der wegen seiner Gelehrsamkeit berühmte isländische Geschichtschreiber und Schriftsteller des Nordens, geb. 1178 auf dem Hofe Hvnan auf Island, bei den Nachkommen des Priesters u. Geschichtschreibers Sämunds des Weisen (gest. 1133) erzogen, genoß als vielseitiger Gelehrter, Skalde und reicher Mann hohes Ansehen und begleitete seit 1213 mehrmals die höchste Würde seiner Heimath, nämlich die eines Logsogumadr (Gesetzausleger), wurde durch die norwegischen Herrscher Landurmadur (Lehnsbaron) und Jarl (Statthalter). Durch seine Leidenschaften lud er sich aber allmälig so viele Gegner auf den Hals, daß er 1230 fliehen mußte, sein Vermögen verlor und mehre Jahre als Verbannter in Norwegen zubrachte. In die Heimath zurückgekehrt. waltete er abermals als Jarl in seiner alten Weise, bis ihn am 22. Sept. 1242 seine eigenen Schwiegersöhne ermordeten. Das berühmteste ihm zugeschriebene Werk ist die Heimskringla (orbis terrarum, lat., Weltkreis), eine aus Skaldenliedern, Volkssagen u. geschichtlichen Denkmälern geschöpfte nordische Geschichte, wichtig vor allem für Island und Schweden, dann auch für Norwegen und Rußland, von andern bis zum Jahre 1387 fortgesetzt. Erste latein. Ausgabe von Peringsskiöld (Holmiae 1697), dann von Schöning, Thorlacius u. Werlauf (Hafniae 1818, 1826), deutsche Uebersetzung von Wachter mit Einleitung (Leipzig 1835–37, 2 Bde.). Ueber die sogen. jüngere Edda des S. S.s. Edda; außerdem wird S. S. als Verfasser von vielen andern wissenschaftlichen Schriften und Gedichten, worunter namentlich Lobgedichte auf den Jarl Hakon und König Erich XI. von Schweden genannt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 237.
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