[296] Sprichwort, Sprüchwort (latein. proverbium, davon das ital. proverbio, franz. proverbe; engl. proverb), der im Munde des Volkes lebende Denkspruch (s. d.), besonders ein solcher, der eine Lehre der Sittlichkeit od. Lebensklugheit enthält. Alle Zeiten und Völker sind reich an Sprichwörtern, in denen sich der Charakter einer Zeit und die Kulturzustände eines Volkes häufig sehr schlagend aussprechen. Im A. T. findet man das Buch der Sprüche oder Sprichwörter Salomons, welches Lehrstücke u. Denksprüche der Weisheit und Lebensklugheit Salomons und anderer gotterleuchteter Weisen enthält, die für alle Stände und ganz besonders für die herangewachsene Jugend geeignet sind. Es besteht aus 31 Kapiteln, die eigentlichen Sprichwörter beginnen mit dem 10. Bei den alten Griechen erscheinen die Sprichwörter sofort mit der Literatur, näher mit den Aussprüchen der Orakel u. 7 Weisen sowie mit den Gnomikern; die besten wie die elendesten Schriftsteller der Griechen und Römer und aller neuern Völker, deren Kultur zu einer literarischen Entwicklung gedieh, sind mehr oder minder reich an Sprichwörtern u. Sentenzen, die mehr oder minder wahr, witzig, local, subjectiv und derb lauten. Schon Aristoteles soll eine Sammlung der griech. Sprichwörter veranstaltet haben, griech. und röm. gab 1500 n. Chr. D. Erasmus heraus. Unter den Sammlern deutscher Sprichwörter sind beachtenswerth Joh. Agricola (plattdeutsch Magdeburg 1528, hochdeutsch 1529 und oft), der merkwürdige Seb. Frank (Frankf. 1541 und oft), am Ende des 16. Jahrh. der fränk. Pfarrer Eucharius Eyering zu Streufdorf; aus unserer Zeit dürfen Sailers »Weisheit auf der Gasse« (1810) wie die Sammlungen von Körte (1837), Eiselein (18401 und Simrock nicht vergessen werden. S. Freidank, Gnome.