Stempelschneidekunst

[324] Stempelschneidekunst, die Kunst, mit stählernen Instrumenten Figuren etc. erhaben od. vertieft in Stempel zu schneiden, um dann dieselben durch Prägen auf Münzen zu vervielfältigen. Man arbeitet die Figuren in weiches Eisen, das sodann in Stahl verwandelt wird. Am frühesten findet sich die S. bei den Griechen, und wahrscheinlich wurde sie mit der Steinschneidekunst von den gleichen Meistern geübt. Ihre höchste Ausbildung fällt in die Zeit Alexanders d. Gr. Aus Griechenland wurde diese Kunst nach Rom verpflanzt. Die frühesten ital. Münzen waren gegossen, doch schon gegen Ende der Republik wurden sie geprägt. Die ausgezeichnetsten römischen Münzen sind aus der Zeit des Augustus. Unter den spätern Kaisern verloren sie immer mehr an Schönheit der Form wie an Kunstwerth. Doch erhielt sich die Kunst u. verbreitete sich in den spätern Jahrh. allmälig auf das übrige Europa. Es dauerte indeß noch lange, bis Geschmack für schönere Formen erkennbar wurde. Eine höhere künstlerische Ausbildung fand die S. erst wieder im 15. Jahrh. in Italien, hauptsächlich begünstigt durch die Mediceer, welche sich, wie für die Steinschneidekunst, ebenso für die S. besonders interessirten. Von Italien ging die neuerwachte Liebe zu diesem Kunstzweig und der bessere Geschmack auch auf Deutschland über, welches ausgezeichnete Arbeiten hierin lieferte, und nach Frankreich. Nachdem später, besonders [324] im 17. Jahrh., diese Kunst in Verfall gerathen, wurde sie in neuerer Zeit durch Abramson, Hedlinger u. A. wieder gehoben, besonders aber durch Denon in Paris auf eine hohe Stufe der Vollendung gebracht. Unter den neuesten Künstlern dieser Richtung sind besonders zu nennen: Voigt in München, Fischer, Brand, Götze in Berlin, Bovy in Genf, Domard, Gateau, Duprez in Paris, Wyon in London.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 324-325.
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