Sue

[371] Sue (Süh), Eugène, gegenwärtig wohl der gelesenste aller Romanenschriftsteller, dessen flüchtigste Machwerke mit Eilpost übersetzt, in alle Leihbibliotheken versendet und gierig verschlungen werden, geb. 1804 zu Paris, zuerst Militärarzt, dann Maler, endlich Romanenschreiber. Cultivirte anfangs den besonders durch Marryat in Mode gekommenen Seeroman, dann historische Romane, endlich den Socialroman, durch den er Epoche machte u. ein steinreicher Mann wurde. Seine berühmtesten Werke, die Geheimnisse von Paris (1842–1843) die sofort eine ganze Mysterienliteratur ins Leben riefen, der ewige Inde (1845), die 7 Todsünden (1847) u.s.f. sind so wenig poetisch als die gesellschaftlichen Zustände unserer Zeit selber, aber sie sind Ausdruck der Opposition gegen alles Positive in Kirche, Staat u. Gesellschaft. S. kennt die Menschen und die Franzosen insbesondere und ist dabei unerschöpflich an Erfindung sowie ausgezeichnet durch lebendige, spannende und häufig die Nerven des unbefangenen Lesers [371] in Allarm setzende Darstellung. Seit dem Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 verbannt, schreibt er in Piemont.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 371-372.
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