Thessalien

[460] Thessalien, Landschaft im alten Nordgriechenland, etwa 450 QM. groß, von den cambunischen Bergen, dem Pindus, Oeta und dem Meere umschlossen, von Gebirgen durchzogen, von dem Peneus als Hauptfluß bewässert, der zwischen dem Olymp u. Ossa sich den Weg in das Meer geöffnet hat, war berühmt durch treffliche Weiden, gute Pferde, führte Getreide, Wein, Oel u. Feigen aus, obwohl es stark bevölkert war. Die alten Bewohner wurden von den Thessalern, einem thesprotischen Stamme, überwältigt, die aber keinen einheitlichen Staat oder engverbundenen Bundesstaat zu schaffen vermochten, sondern in getrennten aristokratischen Republiken lebten (Larissa, Pharsalus, Pherä, Kranon etc.). Der Adel liebte Gelage, Spiel und Jagd und bildete eine ausgezeichnete schwere Reiterei; seine Güter wurden von zahlreichen Leibeigenen (Penesten), den unterjochten Ureinwohnern, bearbeitet. Nach dem peloponnes. Kriege errang Jason von Pherä (s. d.) die Oberherrschaft über ganz T., dieser hatte ein Heer von 8000 Reitern, 20000 Schwerbewaffneten u. noch mehr Leichtbewaffneten zur Verfügung, wurde aber ermordet, bevor er seine Plane auf Griechenland und Persien ausführen konnte. Philipp von Macedonien unterwarf T. und seitdem scheint es mit Macedonien als Provinz vereinigt geblieben zu sein. Gegenwärtig ist es als Paschalik Trikkala noch immer durch Fruchtbarkeit ausgezeichnet; die Bevölkerung besteht zu 5/7 aus Griechen, welche hauptsächlich die gebirgigen Theile bewohnen u. 1822 schnell unterdrückte Aufstandsversuche wagten, wie dies auch 1854 der Fall war; die Industrie ist nicht unbedeutend in Baumwolle, Seide, Färberei.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 460.
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