Turniere

[537] Turniere, ritterliche Kampfspiele im Mittelalter, offenbar germanischen Ursprungs, durch das Feudalwesen später in der Weise ausgebildet, daß alle Nichtadeligen davon ausgeschlossen wurden (Turnierfähigkeit, Ahnenprobe). Man turnierte sowohl in Masse als im Einzelnkampfe, gewöhnlich zu Pferde, später auch zu Fuß, mit stumpfen Lanzen und Schwertern, hölzernen Kolben; es galt den Gegner aus dem Sattel zu heben, Helmkleinode abzuhauen, die eigene Lanze zu splittern etc. Die T. waren große Festlichkeiten, von Fürsten, Grafen, auch von adeligen Gesellschaften veranstaltet, streng geregelt, mit unendlichen Gebräuchen. Die Damen hatten eigene Tribunen zum Zuschauen und theilten den Dank (Preis) aus. Weil bei den T.n oft viele Kämpfer todt blieben oder schwer verwundet wurden, eiferte die Kirche gegen die selben; sie verwandelten sich aber erst im 15. Jahrh. in ein gewöhnlich harmloses Rennen u. Stechen u. kamen vollends ab, als der frz. König Heinrich II. 1559 an einer Wunde starb, die er im T. erhalten hatte. Ueber die T.gesetze schrieb im 12. Jahrh. Gottfried du Preuilly; »Le tournois du roi René« ist aus dem 15. Jahrh.; T.buch von Rüxner 1566 (von Schlichtegroll herausgegeb., 4 Hefte, München 1818–21).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 537.
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