Vincent de Paul, St.

[628] Vincent de Paul, St., (Wängsang dö Pol), einer der größten Helden der christlichen Liebe in unserm Zeitalter, Stifter der Lazaristen (s. Lazarus, vgl. Missionspriester), geb. 1576 im Dorfe Pouy am Fuße der Pyrenäen von armen aber frommen Eltern, wurde 1586 den Franziskanern zu Acqs übergeben, vollendete seine theologischen Studien zu Toulouse, wurde Baccalaureus und 1600 Priester. Nachdem er einige Zeit im Städtchen Buzet bei Toulouse Schullehrersdienste verrichtet hatte, mußte er in einer Erbschaftsangelegenheit nach Marseille, auf dem Rückweg fiel sein Schiff in die Gewalt tunesischer Seeräuber; V. war nun Sklave, bis sein letzter Herr, ein Renegat aus Nizza, 1607 mit einer seiner Frauen und ihm auf einem kleinen Nachen nach Frankreich entfloh (der Renegat trat zu Rom in ein Kloster, die Türkin ließ sich taufen). Fortan widmete sich V. mit heiligem Eifer u. beispiellosem Erfolg den Werken der christlichen Nächstenliebe; er wurde Geheimschreiber der Königin Margaretha von Valois, Pfarrer von Clichy bei Paris, dann Hofmeister eines Grafen Gondi, Generals der Galeeren in Frankreich u. als ein Schutzengel aller Hilfsbedürftigen verehrt. Nun begann er durch Abhaltung von Missionen viele Glaubensarme u. Glaubenslose zu bekehren, stiftete mit Unterstützung der Grafenfamilie Joigni 1618 die Schwesterschaften der milden Frauen (filles de la charité, soeurs grises), erhielt 1620 auf Ersuchen seines Freundes Franz von Sales die Leitung der Genossinen der Heimsuchung der hl. Jungfrau zu Paris und gründete 1627 seinen Orden der Missionspriester, welchen Ludwig XIII. und Urban VIII. bestätigten und dem V. 1632 die Regel gab. Die Armen aller Art, die Kranken, die Findelkinder und Gefangenen Frankreichs (der König hatte ihn zum obersten Geistlichen der königl. Galeeren ernannt) hatten an ihm einen Vater; er bekam auch Einfluß auf die Gründung von Seminarien und viele [628] derselben wurden der Leitung seiner Lazaristen anvertraut. Noch 78jährig hielt V. selber Missionen ab; auch die Gründung von Hospitälern zum Namen Jesu waren sein Werk, durch die Einführung von Conferenzen endlich gab er dem religiösen Associationsgeiste seines Vaterlandes einen Aufschwung, der noch gegenwärtig reiche Früchte trägt. Er st. 85jährig am 27. Sept. 1660 zu Paris und wurde 1737 heilig gesprochen. – Lebensbeschreibungen in allen Sprachen; franz. von L. Abelly (Paris 1664 und oft, Rodez 1843), u. G. Noiret (Paris 1729), deutsche von Sambuga, Galura, L. F. von Stolberg, Stapf, neueste franz. von Bussierre, Maitrias, Challamel, dazu von Louis Veuillot eine »Étude sur S. Vincent de Paul« (au Mans 1854).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 628-629.
Lizenz:
Faksimiles:
628 | 629
Kategorien: