Urban

[566] Urban, lat.-dtsch., städtisch, höflich, sein; U. ität, die seine Lebensart und Bildung gegenüber dem bäurischen Wesen. Urban, Name von 8 Päpsten. – U. I., ein Römer, reg. 223–30, sah bedeutende Fortschritte der Kirche, verordnete daß alle zur Feier des Meßopfers bestimmten Gefäße von Silber sein müßten, st. 230 als Martyrer. Gedächtnißtag 25. Mai. – U. II., vorher Odo, ein geborner Franzose und Schüler des hl. Bruno zu Rheims, dann Mönch u. Prior zu Clugny, durch Gregor VII. aber Bischof von Ostia u. Legat in Deutschland. In dieser Stellung wirkte Odo so ausgezeichnet, daß ihn Gregor VII. unter die 3 zählte, welche dieser große Papst der Tiare würdig hielt. U. wurde am 12. März 1088 Nachfolger Victors III., zur Zeit als der Gegenpapst Clemens III. noch lebte u. einen bedeutenden Anhang in Rom selber hatte. Mit Ausnahme Kaiser Heinrichs IV. u. des Königs von England fand seine Wahl allgemeine Anerkennung und er zeigte sich als ein würdiger Nachfolger Hildebrands in einer stürmischen Zeit. Gegen Roscelin schützte er den Anselm von Canterbury, den Vertheidiger der Rechtgläubigkeit, begeisterte 1095 die große Versammlung zu Clermont für die Kreuzzüge, die unter ihm ihren Anfang nahmen, arbeitete an der Vereinigung mit den Griechen u. mit Energie gegen Concubinat u. Simonie. Gleichzeitig bekämpfte er den Gegenpapst Clemens III. u. dessen Schützer, den Kaiser, den gewissenlosen König Philipp I. von Frankreich, den gewaltthätigen Wilhelm den Rothen von England, [566] erlebte Siege der Kirche in Spanien u. st. am 29. Juli 1099, ehe die Nachricht von der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer eingetroffen war. – U. III., vorher Humbert Crivelli, Erzbischof von Mailand, Papst 1185–87, trat gegen Friedrich Barbarossa mit rücksichtsloser Entschlossenheit für die Rechte der Kirche auf u. wurde nur durch den Tod verhindert, den Bann über denselben auszusprechen. – U. IV., vorher Jacques Pantaleon, Sohn eines Schuhflickers aus Troyes in der Champagne, Archidiacon zu Lüttich, päpstlicher Legat beim Kreuzheer, reg. 1261–64; er ernannte 14 Cardinäle, zumal sein Vorgänger nicht einen einzigen ernannt hatte, zeigte Vorliebe für die Franzosen u. bewog in seinem langwierigen Streite mit Sicilien den Karl von Anjou zum Herbeizug, trat gegen Konradin, den letzten Hohenstaufen, auf, den einige Fürsten zum Kaiser zu machen gedachten. Dieser Papst hat das Frohnleichnamsfest zum allgemeinen Kirchenfest gemacht, doch blieb die allgemeine Feier noch über 40 Jahre ausgesetzt. – U. V., vorher Baron Grimoard de Grissac, Benedictinerabt, Papst 1362, soll zuerst die dreifache Krone getragen haben, beseitigte die Hemmnisse, welche der Franzosenkönig der Rückkehr von Avignon nach Rom entgegenstellte u. hielt am 26. Oct. 1367 seinen Einzug in Rom; später kehrte er jedoch nach Avignon zurück u. st. bald darauf (1370), wie ihm die hl. Brigitta von Schweden geweissagt hatte. – Mit U. VI., vorher Barthol. von Prignano, Erzbischof zu Bari, erwählt 1378, begann das große päpstliche Schisma, das bis 1409 währte; er trug das meiste dazu bei durch Unklugheit, Heftigkeit u. Starrsinn, daß schon 4 Monate nach seiner Wahl Kardinal Robert, Graf von Genf, als Clemens VII. Gegenpapst wurde, in Frankreich, Spanien, Neapel u. in mancher Gegend des deutschen Reiches Anerkennung fand u. sich hielt. Er verwarf den Antrag des Gegenpapstes, den Streit durch ein allgemeines Concil entscheiden zu lassen; von 6 Kardinälen, die sich wider ihn verschworen, ließ er 5 hinrichten u. in einem Stalle begraben u. st. 1389 allgemein verhaßt. – U. VII., vorher Johann Baptista Castagna, Papst 1590, überlebte seine Wahl nur 12 Tage. – U. VIII., Maffeo Barberini aus Florenz, vom 19. Jahre an Priester, ein thätiger Geschäftsmann u. erträglicher Dichter, Papst 1623–44; er stiftete den Orden von der unbefleckten Empfängniß Mariä, hob die Jesuitinen auf, sprach den Stifter des Jesuitenordens heilig, verbesserte das Brevier u. führte es in der ganzen Christenheit ein (1643), stiftete das collegium de propaganda fide. Dem Kaiser und Spanien gegenüber befolgte dieser Papst im Interesse Frankreichs während des 301. Krieges eine nichts weniger als lobenswerthe Politik u. stürzte durch seinen Nepotismus auch den Kirchenstaat in allerlei Elend, obwohl er das Herzogthum Urbino dazu gewann.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 566-567.
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