[676] Waterloo, belg. Dorf an der Straße von Charleroi nach Brüssel, berühmt durch Napoleons I. Niederlage am 18. Juni 1815. Napoleon griff mit 70000 Mann die ungefähr gleich starke engl. Armee (zur Hälfte aus Niederländern, Hannoveranern, Braunschweigern und Nassauern bestehend) in ihrer vortheilhaften Stellung unter Wellington um 12 Uhr an. Zuerst den rechten Flügel, dessen Schlüssel Schloß u. Wald Hougemont bildeten; das Schloß ward genommen, der Wald aber behauptet; hierauf richtete der Kaiser die Hauptangriffe gegen das engl. Centrum, eroberte auch wirklich den vorliegenden Hauptpunkt, La Haye Sainte, vermochte jedoch durch 3 wüthende Angriffe seiner Reiterei nicht durchzubrechen, weil sie von der Infanterie gar nicht oder zu spät unterstützt wurden. Indessen litten auch die Engländer furchtbar, ihre Schlachtordnung war erschüttert u. drohte sich aufzulösen, als um 5 Uhr der An griff der Preußen unter Bülow auf den rechten frz. Flügel zu wirken begann. Napoleon hätte die Schlacht abbrechen und sich zurückziehen können, allein er rechnete darauf, daß Grouchy, den er mit 35000 Mann den bei Ligny geschlagenen Preußen nachgeschickt hatte, im Rücken der Preußen nachdrücklich operiren werde. Darum [676] unternahm er einen nochmaligen furchtbaren Angriff auf das engl. Centrum, wiederholte denselben mit den Reserven der Garde um 7 Uhr, wurde aber vollständig zurückgeworfen, während zu gleicher Zeit die durch 2 neue Corps verstärkten Preußen in der Flanke vordrangen, so daß die flüchtigen Franzosen von 2 Seiten her zusammentrafen. Um 8 Uhr vollendete das Vorrücken der ganzen engl. Linie die Niederlage der frz. Armee, deren Verfolgung von den Preußen mit solcher Energie betrieben wurde, daß weder Napoleon noch einer seiner Generale die Zersprengten wieder sammeln konnte. Die Franzosen verloren ihre ganze Artillerie und Feldequipage u. nach ihren Angaben 25000 Mann, die Engländer und Preußen nicht viel weniger. Durch diese Schlacht (von den Franzosen die von Mont St. Jean, von den Preußen die bei la Belle Alliance genannt) wurde das Schicksal Frankreichs und Europas auf eine Reihe von Jahren entschieden, sie gehört deßwegen zu den wichtigsten der Weltgeschichte, über keine ist aber auch so viel geschrieben worden. Napoleon schiebt die Ursache seiner Niederlage vorzüglich auf den Marschall Grouchy, allein dieser hatte die Ordre, die Preußen zu drängen und konnte die spätere, nach W. zu marschiren, unmöglich zur rechten Zeit erhalten; die frz. Generale dagegen behaupten, Napoleon habe zu spät angegriffen, den 3. Angriff auf das engl. Centrum 1 Stunde zu spät ausgeführt, hätte überhaupt keine Parallelschlacht liefern sollen. Die Engländer schreiben sich den Sieg allein zu, die Preußen behaupten aber mit allem Recht ihren entscheidenden Antheil an demselben und haben das Zeugniß der Franzosen für sich.