Weber [9]

[679] Weber, Beda, einer der ausgezeichnetsten Schriftsteller u. Dichter der Gegenwart, geb. 1798 zu Lienz im Pusterthale im Tyrol, wurde Schuster, studierte [679] dann bei den Franziskanern in Botzen sowie in Innsbruck, trat in das Benedictinerstift Marienberg im Südtyrol, legte 1821 die Ordensgelübde ab und studierte Theologie. Hierauf lebte er 1826–48 in Meran als Gymnasialprofessor und gründete seinen Ruhm als Dichter und Schriftsteller, wurde 1848 vom Bezirke Meran als Abgeordneter ins Frankfurter Parlament geschickt und blieb nach der Auflösung dieser Versammlung in Frankfurt, wo er als Stadtpfarrer u. Domcapitular noch gegenwärtig weilt. W. verbindet mit allseitiger Bildung, tief christlicher Begeisterung und ausgebreiteter Welt- u. Menschenkenntniß eine herrliche Phantasie, köstliche Satire und eine seltene Schönheit und Klarheit der Darstellung. Als Dichter im engern Sinne ist W. ausschließlich Lyriker (Lieder aus Tyrol, Innsbr. 1842; Vormärzliche Lieder aus Tyrol 1850). Ausgezeichnet sind seine Arbeiten über sein Heimathland (das Land Tyrol 1838; Handbuch für Reisende in Tyrol, ein 1853 in 2. Auflage erschienener u. von F. M. von Ring ins Französische übersetzter Auszug des vorigen Werkes; Denkbuch der Erbhuldigung in Tyrol 1838; Schriften über das Thal Passeyer und dessen Bewohner 1852, dann über Innsbruck, Meran und Botzen mit ihren Umgebungen), ebenso seine ascetischen und historischen Schriften (Uebersetzung von Chrysostomus 6 Büchern vom Christenthum, 1833; Tyrol und die Reformation. In historischen Bildern und Fragmenten, 1841; Blüthen heiliger Liebe u. Andacht aus den Schriften der Giovanna Maria vom Kreuze, 1845; Giovanna Maria della Croce und ihre Zeit, Regensb. 1846; Oswald von Wolkenstein u. Friedrich mit der leeren Tasche, Innsbr. 1850; Predigten ans Tyrolervolk, Frankf. a. M. 1851, endlich die »Charakterbilder«, 1853 (worunter viele aus der Paulskirche), eines der interessantesten der in neuerer Zeit erschienenen Bücher).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 679-680.
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