Weckherlin [2]

[682] Weckherlin, Wilhelm Ludwig, ein geistreicher und witziger, aber auch frivoler und schonungsloser Satiriker, geb. 1739 zu Bothnang bei Stuttgart, sollte in Tübingen Rechtswissenschaft studieren, bildete sich aber in Paris nach Voltaire und Linguet als Spötter und gleichzeitig in der Lüderlichkeit aus, verdarb sich eine sorgenfreie Lage in Wien durch die derben »Denkwürdigkeiten von Wien« (1777); in den Reichsstädten Regensburg u. Augsburg konnte er sich als Verfasser von »Anselmus Rabiosus Reise durch Oberdeutschland« (1778) nicht lange halten, in Nördlingen mußte er sein politisches »Felleisen« bald wieder zuschnallen; vom Dorfe Baldingen aus gewann er noch Beifall durch sein satirisches Journal, der »Chronologe«, von welchem das graue Ungeheuer, die hyperboräischen Briefe und Paragraphen (1781–1791) immer matter u. platter werdende Fortsetzungen waren. Zuletzt gab er in Anspach die Zeitung »Anspachische Blätter« heraus, kam in den Verdacht ein französischer Spion zu sein, und vornämlich der Verdruß darob soll ihm 1792 das Leben gekostet haben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 682.
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