Empirie (gr. empeiria , lat. experientia), Erfahrung , heißt zunächst jede sinnliche Wahrnehmung , sodann die systematische Verknüpfung der Wahrnehmungen , welche wir durch Bearbeitung und innere Verbindung der Wahrnehmungen gewinnen. Diese Erfahrung , welche dem Hörensagen, der mündlichen und der schriftlichen Überlieferung gegenübersteht, hat ...
Hemmung der Vorstellung ist eine Hauptlehre der Psychologie Herbarts (1776-1841), nach der gleichzeitige Vorstellungen , die einander partiell oder total entgegengesetzt sind, ihre Intensität gegenseitig nach dem Maße ihres Gegensatzes beschränken. In der gehemmten Vorstellung wird das Vorstellen in ein ...
Bildung bezeichnete bis auf Just. Möser (1720-1794) nur die körperliche Gestalt, jetzt aber bezeichnet es die Gestaltung des geistigen Lebens , und zwar zunächst im Gegensatz zur Natur , zur Roheit und Naivität. Sodann liegt darin der Begriff einer gewissen Abgeschlossenheit ...
Apagogé (gr. apagôgê , lat. deductio) heißt nach Aristoteles (Analyt. prior. II, 25, p. 69 a 20) ein Schluß folgender Art: Wenn ein erster Begriff ein Merkmal eines zweiten Begriffs ist und es zwar nicht feststeht, daß der zweite Begriff ein ...
Dilemma (gr. dilêmma von dis zweimal, lêmma Satz = Doppelsatz), eigtl. zweiteilige Annahme , ist im logischen Sinne ein hypothetisch-disjunktiver Schloß, in dem der Obersatz ein hypothetisches Vorderglied und ein disjunktives Hinterglied hat, im Untersatz aber die in dieser Disjunktion enthaltenen ...
häßlich ist das Gegenteil von schön, also dasjenige, was geistiges Mißfallen erregt; es wächst aus dem Sinnlich-Unangenehmen hervor und beruht stets auf einem Widerspruch , meist dem Widerspruch zwischen der Idee und ihrer sinnlichen Darstellung , durch den die Idee Einbuße ...
Einfalt (lat. simplicitas) bezeichnet 1. eine gewisse Begrenztheit des Verstandes und Geradheit des Urteils , und, da diese den Kindern eigen ist, die echte Kindlichkeit, 2. die Abwesenheit von Ziererei, falscher Rücksichtnahme, Verstellung und Unredlichkeit. (Vgl. Naivität.) Wer einfältigen Verstandes ist ...
Deismus (nlt., geb. von deus = Gott ) ist die religiöse Weltanschauung , welche eine Gottheit als Urgrand aller Dinge annimmt, diesen aber nicht, wie es der Theismus tut, als den persönlichen Regenten der Welt ansieht, und die zugleich alle geoffenbarte Religion zugunsten ...
Colibat (lat. caelibatus) heißt die Ehelosigkeit. Sie kann entweder eine freiwillige oder eine erzwungene sein. Der Zwang kann im letzteren Falle ein politisch-sozialer, oder ein religiöser oder ein physischer sein. Namentlich aus religiösen Gründen ist meist im Orient und ...
Apathie (gr. apatheia = Unempfindlichkeit) heißt allgemein die Gefühllosigkeit; diese kann entweder eine Folge von Stumpfsinn oder von Ekstase , Kummer , Überanstrengung und dgl. sein. Im engeren Sinne bedeutet Apathie die Freiheit von Leidenschaften und Affekten , welche sowohl von den Stoikern wie ...
Familie (vom lat. familia, bei den Römern die Hausgenossenschaft, die sich aus den Kindern, dem Gesinde und den Sklaven zusammensetzt) heißt die durch Geschlechtsvereinigung von Mann und Weib gestiftete Gemeinschaft der Eltern und Kinder, welche durch gleiche Interessen , Gefühle und ...
Aphasie (gr. aphasia ), Sprachlosigkeit, ist nach dem jetzigen Sprachgebrauche eine vorübergehende oder dauernde Erkrankung unseres inneren Sprachorgans. Der Kranke vermag sich nicht auf die Worte zu besinnen, welche er brauchen möchte, oder kann nicht artikulierte Laute hervorzubringen. Die Intelligenz ist ...
Ekstase (gr. ekstasis ), eigentlich das Außersichsein, Veränderung , ist derjenige Grad von Begeisterung , in welchem der Mensch seine Phantasiebilder mit wirklichen Gegenständen verwechselt. Der Schwärmer hört Stimmen, sieht Gestalten, fühlt und schmeckt etwas, von dem nichts in der realen Wirklichkeit ist ...
diskret (lat. von discernere = absondern) heißt getrennt, abgesondert, unterschieden. Diskrete Größen sind im Gegensatz zu den kontinuierlichen solche Größen , deren Teile voneinander abgesondert sind, während bei kontinuierlichen Größen alle Teile zusammenhängen. Eine gestrichelte oder punktierte gerade Linie z.B. ist ...
acervus (lat. acervus), Haufen (gr. sôritês = Haufenschluß von sôros = Haufe), heißt ein Trugschluß , der durch die Frage verwirrt, wie es möglich ist, daß viele Dinge zusammen eine Wirkung hervorbringen, die jedes einzelne von ihnen für sich nicht hervorbringt. Er geht ...
Allsinn nannte die Identitätsphilosophie Schellings (1775-1854) die Einheit von innerem und äußerem Sinne ; der Allsinn sollte, über die Formen der Zeit und des Raumes hinausgerückt, eine unmittelbare Erkenntnis des allgemeinen Lebens der Dinge gewähren. Er sollte zwar eines besonderen ...
Achtung ist die Anerkennung einer Person um irgend eines Wertes willen. Sie ist oft nicht frei von Unlust ; denn die Auffindung von Vorzügen an anderen Wesen bereitet uns zwar an sich Lust , weil wir Gutes vor uns haben, aber auch ...
Demiurg (gr. dêmiourgos = Werkmeister, Weltbildner) bezeichnet schon bei Platon (427-347) den Weltbaumeister ( poiêtên kai patera tou pantos Platon Tim. V, 28 B); ihm folgt Plotinos (205-270); ähnlich ist in der Kosmologie der Gnostiker (s. Gnosis ) der Demiurg der ...
conträr (vom lat. contrarius entgegengesetzt) heißen die Begriffe , welche innerhalb derselben Gattung am weitesten voneinander abliegen, z.B. Anfang und Ende, a und z, schwarz und weiß, groß und klein, alt und jung, während kontradiktorisch diejenigen heißen, deren einer den ...
Eristik (gr. eristikê sc. technê ) heißt die Streit-, Disputierkunst. Eristiker hießen die Megariker , d.h. die Anhänger des Euklides von Megara, eines Schülers des Sokrates (um 400 v. Chr.), wegen ihrer Neigung zum Streiten. Euklides von Megara stellte die Lehre ...
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