[163] Eifersucht ist die mit Haß verknüpfte Furcht, den Besitz einer geliebten Person oder Sache mit einem anderen teilen oder an einen anderen verlieren zu müssen. Vom Neid unterscheidet sie sich dadurch, daß jener ein Gut einem anderen nicht gönnt, ohne es gerade selbst besitzen zu wollen, die Eifersucht aber den ausschließlichen Besitz beansprucht, auch dadurch, daß es sich beim Neide um ein allgemeines, öfter vorhandenes Gut, bei der Eifersucht um eine bestimmte einzelne Persönlichkeit oder um ein individuelles Gut handelt. Die Eifersucht kann sich auf jede Art von Gut beziehen: Gelehrte, Künstler, Helden, Könige können auf den Ruhm des anderen eifersüchtig sein; Freunde, Geschwister, Eltern auf die Liebe, welche den anderen gewidmet wird. Im engeren Sinne bezieht[163] sich die Eifersucht aber nur auf die Geschlechtsliebe; Liebende und Gatten werden am leichtesten und heftigsten aufeinander eifersüchtig, da sie einander ausschließlich beanspruchen. Frauen verfallen diesem Affekt öfter als Männer, teils wegen ihrer größeren Reizbarkeit, teils wegen der größeren Freiheit der Männer. So verderblich oft die Folgen dieser Leidenschaft sind, so ist es den Frauen keineswegs immer unangenehm, wenn ihre Liebhaber eifersüchtig sind; ja sie legen es wohl darauf an, sie dazu zu machen; denn Eifersucht zeugt von Liebe, wenn auch zugleich von Mißtrauen zu sich selbst und zu der Treue des Geliebten. Ein klassisches Beispiel für die Eifersucht gibt Shakespeare's Othello.