[173] Empirie (gr. empeiria, lat. experientia), Erfahrung, heißt zunächst jede sinnliche Wahrnehmung, sodann die systematische Verknüpfung der Wahrnehmungen, welche wir durch Bearbeitung und innere Verbindung der Wahrnehmungen gewinnen. Diese Erfahrung, welche dem Hörensagen, der mündlichen und der schriftlichen Überlieferung gegenübersteht, hat wegen ihrer Tatsächlichkeit und Allgemeinheit einen hohen Erkenntniswort. Natürlich verbindet sich das Erfahrungswissen aufs engste mit der sie zusammenfassenden und gestaltenden Denktätigkeit. Kant (1724-1804) drückt dies in dem Satze aus: »Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.« Aber die Erfahrung allein und nicht die von der Erfahrung unabhängige Denktätigkeit setzt uns mit der objektiven Welt in Verbindung. Die wissenschaftliche Erfahrung vollzieht sich durch Abstraktion, Analogie und Induktion (s. d.). Die Vorzüge der Empirie sind ihre Gewißheit und Wahrheit, d.h. die Unmittelbarkeit des Eindrucks und die hieraus folgende relative Notwendigkeit des Inhalts. Ihre Mängel aber sind folgende: Dieselben Dinge machen auf verschiedene Menschen oft einen verschiedenen Eindruck, und das Wesen der Dinge nehmen wir überhaupt nicht wahr. Die Erfahrung, erhält dadurch etwas Persönliches, ihr fehlt die volle Allgemeinheit; sie erschöpft auch nicht den Umfang des Wissens und befriedigt den Wissensdrang des Menschen nicht. Endlich fehlt ihr die absolute Notwendigkeit; denn wir erfahren durch sie nicht den Grund unserer Erkenntnis. Das sind aber im wesentlichen die Schranken unseres Wissens überhaupt. Vgl. Sensualismus, Rationalismus.