Freundschaft

[214] Freundschaft ist die geistige Verbindung zweier Personen, welche, auf Liebe, Achtung oder Gleichartigkeit ihrer Interessen gegründet, sich durch herzliche Teilnahme füreinander, durch gefälliges Benehmen, gefällige Worte und freiwillige Dienste äußert. Aristoteles (Eth. Nic. 8, 9) unterscheidet drei Arten Freundschaft: die um des Vergnügens willen (Zech-, Spiel-, Jugendfreundschaften), die um des Nutzens willen (politische, gelehrte, kommerzielle) und die um der Tugend willen geschlossene. Die dritte Art entspricht am meisten dem Ideal, wenn auch die anderen dem Charakter förderlich sein können. Am häufigsten sind die Jugendfreundschaften, welche das Leben verklären; freilich dauern sie oft nicht lange. Die Freundschaften des Nutzens wahren meist so lange wie dieser selbst. Diejenigen der Tugend, welche der gemeinsamen Begeisterung für das Gute und Wahre entspringen, sind am beständigsten. Berühmte Freundschaftspaare in Dichtung und Wirklichkeit sind: Achillens und Patroklos, Orestea und Pylades, David und Jonathan, die Pythagoreer Dämon und Phintias (vgl. Schillers »Bürgschaft«), Scipio und Lälius, Konradin und Friedrich, Ernst v. Schwaben und Werner v. Kyburg, Ludwig v. Bayern und Friedrich, Egmont und Oranien, Carlos und Marquis Posa, Schiller und Goethe. Über die Freundschaft schrieb außer Aristoteles im Altertum auch Cicero (»Laelius«). Vgl. Stäudlin, Gesch. d. Vorstellungen von d. Freundschaft. Hannover 1826. Lazarus, Leben d. Seele. 1883-85, 1882.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 214.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: