Palingenesie

[413] Palingenesie (gr. palingenesia aus palin = wieder und genesis = Geburt), Wiedergeburt, lehrten die Pythagoreer und einzelne Stoiker. Auf den Kosmos bezogen, stellt sich die Lehre der Stoiker von der Palingenesie so dar: Wenn die Zeit gekommen ist, zehrt das Urwesen den Stoff, den es als seinen Leib von sich abgesondert hat, allmählich wieder auf, bis am Ende dieser Weltzeit ein allgemeiner Weltbrand (ekpyrôsis) alle Dinge in den Urzustand zurückführt. Dieser Vorgang wird apokatastasis genannt. Hierauf beginnt jedoch die Schöpfung einer neuen Welt, welche, demselben Schicksal unterworfen,[413] ganz dieselben Erscheinungen hervorbringt wie die frühere. (Siehe Zeller, Philos. d. Griechen III, 1, S. 136 ff.) Auch Empedokles (484-424) nahm schon ewig wechselnde Perioden der Weltbildung an, je nachdem die Liebe alle Elemente völlig vereinigt (Arist. Met. II, 4, p. 100 b 1) oder der Haß sie völlig trennt. – In moralisch-religiösem Sinne heißt Palingenesie (gennêthênai anôthen Joh. 3, 7) Wiedergeburt, d.h. radikale Besserung; metaphysisch-religiös bedeutet sie die Auferstehung der Toten.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 413-414.
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