Stil

[601] Stil (lat. stilus = Griffel) heißt die eigentümliche Schreibart eines Menschen. Jeder Mensch hat seinen Stil (vgl. Buffon [1707-88]: »Le style est l'homme même«, 1753). Der gute Stil zeigt Klarheit und Deutlichkeit des Gedankens, Reinheit und Richtigkeit der Sprache, Bestimmheit und Angemessenheit des Ausdruckes, sowie Vermeidung einförmiger und schwerfälliger Satzbildung. Schopenhauer (1788-1860) nennt den Stil die Physiognomie des Gedankens. Unter den neueren deutschen Philosophen zeichnen sich durch guten Stil aus Herbart, Schopenhauer, v. Hartmann, Paulsen und Nietzsche, während das Gegenteil von dem Stile Hegels und Krauses gilt. – In der Kunst versteht man unter Stil sowohl die zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Völkern in einer Kunst vorherrschende besondere Darstellungsweise (z.B. romanischer,[601] gotischer Stil) als auch die in den Werken eines Meisters ausgeprägte eigenartige Richtung. Vgl. Karl Semper, Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten, 2. Aufl. München 1878-79. Vgl. Manier.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 601-602.
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