Brief von Sophie v. La Roche

[103] Sophie La Roche an Luise.


[Im Besitz der Universitäts-Bibliothek Kiel]


Offenbach d. 25 Fbr 1794


Luise Michaelis – ist mir gar nicht unbekant – vielleicht aber wußten Sie nicht, das alles was Michaelis heißt – große gerechtsame auf meine Freundschaft und Hochachtung erwarb – ich weiß der verlohrnen[103] Liebenswerthen Charlotte – und meinem theuren Freund Phillip vielen Dank – das auch Sie, eine Art Zutrauen auf mich gefaßt haben – möchte ich es Ihnen beweisen können –

gerne – sehr gerne trat ich an die Stelle meiner Tochter um die so schöne Stikerey zu besorgen – und erwarte nur meine reiche Holländische Freundinn v. Geelvink um diese mit dem angenehmen Kauf zu beglüken, denn was wollen Reiche Leute mit ihrem Gold, als schöne sachen zu genießen – Sie komt anfangs Mertz – u. so lange vertrauen Sie mir das vortrefliche stük an – –

Ihr guter schätzbarer Bruder schrieb mir seine anstellung Gott leitte und schütze ihn – auf diesem Weeg der Gefahr und des Ruhms – ich nehme altheil [!] an ihm wie an einem Sohn und schätze in ihm auch, den Freund meines Frantz – u. Bruder der theuren Charlotte – Küssen Sie ihr Kind in meinem Nahmen der Himmel gebe ihm Geist u. Hertz der Mutter – aber glükliche Tage – schreiben Sie mir was näheres über den so frühen Tod der mir so lieben Frau alles von ihr ist mir werth – und lassen Sie mich Sie [?] Freundinn Luise! nennen – und auch ersuchen – ob Sie nicht in den Briefen der guten Frau einen aufsatz fanden, den sie einst mir bestimmte, da sie mir die erste – so interessante Hälfte ihres Lebens schon beschrieben – so würde die 2te mir äußerst wichtig und heilig seyn. Ihrer würdigen Frau Mutter meine Verehrung, H. Schwager Dietrich wünsche zu sehen – und danke Ihm für das Glük so meine geliebte Lotte in seiner Liebe fand –

nun muß ich enden – grüßen Sie Caroline! ich weiß nicht wo sie ist – aber möge Sie glüklich seyn nach dem wunsch Ihrer ergebenen

La Roche


ist Mad. Rhode Schlötzer wohl – ich beko i keine antwort von ihr


Briefe meines theuren redlichen Freundes des Legationssekretär Tatter, der Instruktor bei den Kg. Engl. Prinzen zu Göttingen war, den Herzog von Suseks auf einer Reise nach Italien als Freund u Geselschafter begleitete, mit Graf Münster als Legationsrath nach Petersburg ging u. da bald an broken Heart [?] starb. Die Liebe zu meiner Schwester Caroline die er dem Schein opferte, ging über seine Kräfte.

Quelle:
Wiedemann, Luise: Erinnerungen von Luise Wiedemann, geborene Michaelis, der Schwester Carolinens. Nebst Lebensabrissen ihrer Geschwister und Briefen Schellings und anderer, zum ersten Mal herausgegeben von Julius Steinberger, Göttingen 1929, S. 103-104.
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