Citreum

[317] Citreum.

Citreum vulgare, Pit. Tournefort.

Malum citreum vulgare, Ferr.

Citria & mala medica, Bellonii.

Mala citrina & poma citria, Ind. Occid. p. 8.

Malus medica, C.B.

Citrus, Ang.

Citria, Brunf.

Citrangula, Monardi.

Citrones, Rauwolff.

frantzösisch, Citronier.

teutsch, ein Citronenbaum.

Ist ein kleiner, beständig grüner Baum, dessen Aeste sich gar weit ausstrecken, lassen sich wol biegen, und sind mit einer dichten und grünen Schale überzogen. Die Blätter sind gleich aus, ohne Schild, lang und so breit, als wie Nußlaub, vorne zugespitzt und den Lorbeerblättern nicht ungleich, iedoch viel dicker, am Rande ausgezackt, von schöner grün und gleissender Farbe, insonderheit oben, und von gar starckem Geruch. Die Blüte bestehet aus fünff Blättern, in Kreis gestellt, die sind weiß, und ziehen sich aufs rothe oder Purpur, haben einen lieblichen Geruch und sitzen auf einem runden und harten Kelche. Wann die Blüte verfallen, so wird die Frucht formiret, die ist insgemeine länglicht, bisweilen oval, bisweilen auch fast gantz rund, so dick als eine starcke Birne, mit einer holprichten, ungleichen, fleischig und dicken Schale überzogen, die im Anfang grüne ist, hingegen wann sie reiffet, wird sie citronengelb und gleissend aussenher, inwendig weiß, von lieblichen Geruch und würtzhaftigen scharffen Geschmack. Diese Schale bedecket den Kern und Substantz, der voller Bläslein ist, und in einen Hauffen Fächlein abgetheilet, die mit einem sehr angenehmen sauren Saft erfüllet sind, nebst einigen auswendig harten und länglichten Samenkörnern, welche weiß sehen, voll Marck stecken und in etwas bitter schmecken. Die Frucht behält des Baumes Namen, dann sie wird Citrum oder Citro, oder Malum citreum, frantzösisch Citron, und teutsch, eine Citrone, genennet. Der Citronenbaum wird in warmen Landen gezogen, z.E. in Italien, in Provence, in Languedoc. Zur Artzney wird vornehmlich seine Frucht, gar selten Blatt und Blüte, gebraucht.

Das Citronenlaub und die Citronenblüte führen viel ziemlich kräftiges Oel, auch Sal volatile und essentiale.

Sie stärcken und sind gut für das Hertz.

Die Citronenschale, insonderheit das auswendige gelbe davon, führet viel flüchtiges Saltz und ziemlich kräftiges Oel.

[317] Sie dienet den Magen, das Hertz und das Gehirn zu stärcken, auch dem Gift zu widerstehen.

Der Citronensaft führet viel Sal essentiale und phlegma, gar wenig Oel.

Er stärcket das Hertz, erfrischet, stillet die Hitze des Geblüts, schlägt die Galle nieder, löschet den Durst, widerstehet dem Gift.

Der Citronensamen oder die Citronenkerne führen viel Oel und ein wenig flüchtiges Saltz.

Sie stärcken das Hertz, widerstehen dem Gift und der Fäulung, vertreiben die Würmer.

Man bestecket die Citronen um und um mit Gewürtznäglein, und träget sie bey sich in der Tasche, damit man bey ansteckenden Kranckheiten zum öftern daran riechen und dergestalt sich vor der Ansteckung hüten möge.

Es giebt noch eine Gattung der Citronen, Citron doux, die süsse Citrone genannt, dieweil sie nicht so sauer ist, als wie die andere: sie ist ziemlich ungeschmack und wird blos wegen ihrer Schönheit geachtet, indem sie insgemein viel dicker ist als die gemeine. Zur Artzney wird sie nicht gebraucht.

Die Essence de Cedra oder Bergamote, die Citronen- oder Bergamottenessentz, welche dermassen starck riechend und hertzstärckend ist, und bey den Parfumirern so hoch geachtet wird, kommt von einer italienischen Citrone, Bergamote genannt, von der man saget, es habe ein gewisser Italiener einen Citronenzweig auf einen Bergamottenbirnenbaum geimpfet, davon haben die Citronen, die davon gekommen, etwas von dem Citronenbaum und auch etwas von dem Birnenbaume bekommen. Der Erfinder hielte dieses Stücklein lange Zeit gantz geheim, und ward reich dadurch.

Die Cedroessentz zu machen, wird die gelbe und oberste Schale der Bergamottencitron gantz klein zerschnitten, ein Stücklein nach dem andern mit den Fingern in ein gläsernes Geschirre ausgedrückt, gleichwie man es mit den Orangeschalen pflegt zu machen, wann man ein Glas mit Wein wolriechend machen will: doch muß das Glas einen gar engen Hals haben, und keine grössere Oeffnung, als daß die beyden Fingerspitzen, mit denen die Schalen ausgedrücket werden, drein gehen können; so muß auch die gedachte Oeffnung, soviel nur immer möglich, wol mit einem feuchten Stücke Pergament verdecket werden, damit dasjenige, was man hier suchet, nicht verfliege. Noch wird es gut seyn, daß das Glas einen Bauch habe, und daß derselbige ein gut Theil weiter sey, als der Hals oder das Loch, damit das Hauptstück von denen mit den Fingern ausgepresten Schalen Raum finde, sich, indem es hinabrinnet, zu circuliren, und zu zerfliessen. Dieser liquor ist nun ein überaus subtiles, starckes oleum æthereum, von ungemeinen lieblichen Geruch: allein man muß bey diesem Proceß eine gar sehr grosse Menge Bergamottenschalen haben, die frisch geschnitten sind, bis daß man nur ein wenig Essentz überkommt.

Die ohne Feuer, auf obbeschriebene Weise bereitete Cedroessentz hat einen weit anmuthigern Geruch, und auch weit mehrere Kraft, als wie diejenige, die gleich als andere Essentzen, aus den Bergamotten Schalen ist destilliret worden. Sie stärcket das Hertz, den Magen und das Haupt, dienet den bösen[318] Feuchtigkeiten Widerstand zu thun: auf einmahl braucht man einen bis sechs Tropfen.

Der Bergamottenbirnenbaum heist bey Pit. Tournefort Pyrus sativa, fructu autumnali, sessili saccharato, odorato è viridi flavescente, in ore liquescente.

Bey Joh. Bauhino heist die Bergamottenbirne Pyrus Bergamotta.

Nach einiger Gedancken, soll sie ihren Namen von der Stadt Bergamo in Italien erhalten haben, und daselbst zum ersten mahle erbauet worden seyn. Menage spricht, es käme dieses Wort aus der Türckischen Sprache; Beg bedeute Herr, und Armout, eine Birne, hiesse also so viel, als eine Herrenbirne.

Citreum, citrum, cetrus, kommen von κίτρος, das möchte von κέδρος, Cedrus, ein Cedernbaum, hergeleitet werden, dieweil der Citronenbaum, sowol als wie die Ceder, einen lieblichen Geruch von sich streuet.

Cedra ist ein Italiänisches Wort, und kommt von Cedrus her.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 317-319.
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