[707] Mechoacan.
Mechoacan,
Rhabarbarum album Indicum,
Mechoaca Peruviana,
Bryonia Americana,
Radix mechoacan,
Scammonium Americanum.
Ist eine weisse, leichte Wurtzel, die uns in Scheiben zerschnitten und gedörret, aus einer Provintz und Landschaft in America, Namens Mechoacan, in Neuspanien, zugeführet wird. Ihr Gewächs ist eine Gattung von der kriechenden Bryonia, welche bey dem Herrn Tournefort genennet wird Bryonia Americana repens, folio anguloso, die americanische Stickwurtz, mit eckigten Blättern. Dasselbe treibet einen Stengel in die Höhe, der sich in gar viel kleine Zweige theilet, welche sich auf allen Seiten breiten und auf dem Boden herum kriechen, deswegen sie an eine Stange oder Stock zu heften, daß sie sich aufrechts halten mögen; es müste dann nicht weit von Bäumen[707] stehen, um welche es sich selbsten schlingen könte. Seine Blätter sind breit, eckigt, dünn und weißlicht. Die Blüten sind formiret wie kleine Becken, so in fünff ziemlich breite Stück zertheilt und braun aussehen. Diese Blüten lassen keine Früchte hinter sich, sondern es wachsen anderswo kleine Beeren, die anfangs grüne sind, und wann sie reiffen, immer röther werden. Sie enthalten spitzige Samen. Zur Artzney brauchet man nichts als die Wurtzel.
Dieselbe soll man erwehlen, welche frisch ist, und feine schöne Scheiblein, die auswendig und inwendig weiß, leicht und nicht wurmicht sind, bey nahe gar nicht schmecken; dabey man sich auch vorzusehen hat, daß keine gemeine Stickwurtz drunter gemenget sey, als welche ihr so ziemlich gleichet. Doch können sie durch den Geschmack bald unterschieden werden; dann, die gemeine Stickwurtz ist gemeiniglich sehr bitter; hingegen hat die Mechoacanna, gleichwie bereits gedacht, bey nahe gar keinen Geschmack. Sie führt viel Oel und Sal essentiale.
Die Mechoacanwurtzel führt alle Feuchtigkeit und Schleim aus allen Leibestheilen gantz gelinde aus. Sie wird zur Wassersucht gebraucht, zu Flüssen und Catarrhen, wie auch zum Lendenweh: und wird als wie ein zartes Pulver genommen. Die dosis ist von einem Scrupel bis auf eine drachma.
Unterweilen, wiewol nur selten, findet man bey den Kauffleuten eine gewisse Art der Mechoacanna, die eben wie die andere zerschnitten ist, jedoch viel dichter und viel schwerer, gar hartzig und nicht also weiß. Mir ist sie als wie eine Art Jalappa vorgekommen, die viel weisser als die gemeine, und hat auch eben solche Kraft, als wie dieselbige: meines erachtens purgiret sie stärcker, als wie die Mechoacanna.
Diese Wurtzel hat den Namen der Landschaft Mechoacan behalten, woselbst sie in gar grosser Menge wächst: sie findet sich auch sonsten noch an vielen andern Orten in America.