3.

O du, mit Wangen, schön wie Eden,

Und Lippen gleich dem Sēlsěbīl!

Der Sēlsěbīl setzt dir zu Liebe

So Herz als Seele auf das Spiel.

Der junge Flaum um deine Lippe,

Gehüllt in grünliches Gewand,

Ist einer Schaar von Ämsen ähnlich

Rings um des Sēlsěbīles Rand.

O kühle, Herr, das helle Feuer

Das stets die Seele mir durchwühlt,

Auf gleiche Art wie du für Jenen

Den Freund du nanntest, es gekühlt!

Ich finde nicht in mir, o Freunde,

Die Kraft um Ihm zu widersteh'n,

Denn Er ist im Besitz von Reizen

Die reizender man nie geseh'n.

Lahm ist mein Fuss und von dem Ziele

Trennt mich ein himmelweiter Raum;

Kurz ist mein Arm und lockend winket

Die Dattel auf dem Dattelbaum.

Die Pfeile deines Auges haben

Bereits in jedem Winkel dir

Wohl hundert Leichen schon geopfert,

Die alle fielen, ähnlich mir.

Hafis der, durch die Macht der Liebe

Zum holden Liebling, ward besiegt,

Gleicht einer Ämse die zu Füssen

Des mächt'gen Elephanten liegt.

Dem Könige der Welt sei Dauer,

Glück und Zufriedenheit beschert:

Sammt allen Gütern dieser Gattung,

Die er sich wünschet und begehrt!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 187-189.
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