Beschauung ward gestattet,
Umarmung auch und Kuss:
D'rob dank' ich meinem Glücke
Und auch dem Schicksalsschluss.
Geh', Frömmler; wenn der Glücksstern
Mein wahrer Glücksstern war,
Fasst meine Hand den Becher
Und auch des Holden Haar.
Ich tadle nicht das Zechen
Noch das Betrunkensein;
Schön ist des Götzen Lippe,
Doch auch der süsse Wein.
Herz! Frohe Kunde bring' ich:
Es lebt der Vogt nicht mehr;
Wein füllt die Welt, auch füllt sie
Ein trunk'nes Götzenheer;
Nun schaut kein böses Auge
Mich aus verstecktem Ort,
Fort ist der Widersacher,
Und auch die Thrän' ist fort.
Sich das Gemüth zu trüben
Ist nicht der Klugheit Brauch:
Begehr' ein Liederbüchlein,
Bring' eine Flasche auch!
Begiess' der Liebe Opfer
Mit Seiner Lippe Wein:
Der Staub wird dann rubinfarb
Auch moschusduftend sein.
Es lebet was da lebet
Durch Hoffnung nur auf dich:
D'rum wirf nun deinen Schatten,
O Sonne, auch auf mich![297]
Da deiner Schönheit Segen
Den Blumen Schimmer gab,
So regn' auch, Gnadenwolke,
Auf mich, den Staub, herab!
Du fingst zwar selbst den Klügsten:
Doch fürchte Gott! Nebstdem
Auch den Assāf, der rechtlich,
Und mächtig ist wie Dschem.
Ein Hort des Reich's und Glaubens,
Macht seine Herrscherhand
Das Meer zum Reichthumsschachte,
Zum Glückesschacht das Land.
Der Himmel, zur Erinn'rung
An seinen lichten Sinn,
Weiht Morgens ihm die Seele,
Streut Sterne auch auf ihn.
Mit Rechtsinn, deinem Schlägel,
Fängst du der Erde Ball,
Ja auch den weitgedehnten,
Den blauen Himmelswall.
Nach deinem raschen Willen
Bewegt sich auch behend
Auf seinem Mittelpunkte
Das hohe Firmament.
So lang der Zweck des Himmels
Und seines Kreisens Brauch
Die Jahr' und Monde wechselt,
Und Herbst und Frühling auch,
Fehl's deines Ruhm's Pallaste
An grossen Männern nicht,
Auch nicht an schlanken Schenken
Mit rosigem Gesicht!
Hafis, der viele Perlen
Zum Lob dir streute, stand
Beschämt und auch erröthend
Vor deiner Grossmuth Hand.
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