An Pfingsten, Lehrer der Taubstummen in Kiel

[88] Sey mir gesegnet, Du, den Menschenliebe

Beim schweren Amte unterstützt mit Kraft,

Du, der im Chaos dumpf verworrner Triebe,

Des Geistes Leben väterlich erschafft.


In nimmer aufgehellten Finsternissen

Erweckst Du milde der Erkenntniss Strahl,

Und linderst sanft durch Unterricht und Wissen

Der Sprache Mangel und der Taubheit Qual.


O fahre fort! – Es ziemte eine Krone

Zum wohlverdienten Schmucke Deinem Haupt,

Doch heil'ger ist der Kranz, der ihn umlaubt.[88]

Er welket nie, denn Deine Thaten leben,

Und Dein Bewusstseyn und Dein reines Streben

Vereinigen sich schon zum höchsten Lohne.
[89]

Quelle:
Charlotte von Ahlefeld: Gedichte von Natalie. Berlin 1808, S. 88-90.
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