Beim Abschied

[8] Wirst Du in der Ferne mein gedenken,

Wenn die Welt geräuschvoll Dich zerstreut?

Wirst Du oft mir stille Stunden schenken,

Der Erinnrung unsres Glücks geweiht?


Wird kein neues Band mir Dein Vertrauen,

Keines Deine Liebe mir entziehn?

Kann ich ganz auf Deine Treue bauen,

O so nimm mein Herz auf ewig hin!


Immer bleibt es zärtlich Dir ergeben,

Auch wenn nie mein Blick Dich wiedersieht.

Wenn getrennt von Dir mein trübes Leben

Wie ein Seufzerhauch vorüber flieht.
[8]

Ach so viele heucheln nur Gefühle

Einer nie gekannten Innigkeit;

Und in dem zerstreuenden Gewühle

Endet schnell der Schwur der Ewigkeit.


Darum will ich nicht Dir Treue schwören,

Aber fest und liebend halt' ich sie,

Und die Zukunft soll Dir ewig lehren

Deiner Freundinn Herz vergisst Dich nie.[9]

Quelle:
Charlotte von Ahlefeld: Gedichte von Natalie. Berlin 1808, S. 8-10.
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