CXXVI.

[143] 1. Alding ein weil auff dieser erd,

was uns der ewig Gott beschert,

ein jeder mus erwarten,

Patientia solchs recht lernen thut,

es heißt geduld das kreutlin gut,

wechst nicht in allen gerten.


2. Bistu reich, frisch und gesund,

hast glück darzu, viel guter stund,

und kanst dich wohl ernehren,

Silber, gold und freude viel,

nur alles wert ein kleines ziel,

es kan sich bald verkehren.


3. Bistu arm, kranck oder schwach,

hast unglück und viel böser sach,

im elend bist gefangen,

Kein freunde hast in nöten dein,

mus Gott allein dein helffer sein,

sunst ist kein trost vorhanden.[143]


4. Darumb vertraw du Gott allein,

reich oder arm in gemein,

er hat in seinen henden,

Glück und unglück, teuffel und todt,

ach Gott hilff mir aus meiner not,

mein unglück wolstu wenden.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 143-144.
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