Folgt der dritt vnnd letzte Theil von D. Fausti Abenthewer, was er mit seiner [75] Nigromantia an Potentaten Höfen gethan vnd gewircket.

Letzlich auch von seinem jämmerlichen erschrecklichen End vnnd Abschiedt.
[33]

Ein Historia von D. Fausto vnd Keyser Carolo Quinto.

[75] Keyser Carolus der Fünfft dieses Namens, war mit seiner Hoffhaltung gen Inßbruck kommen, dahin sich D. Faustus auch verfüget, vnnd von vielen Freyherrn vnd Adelspersonen, denen sein Kunst vnd Geschickligkeit wol bewust, sonderlich diesen so er mit Artzney vnnd Recepten von vielen namhafften Schmertzen vnd Kranckheiten geholffen, gen Hof zum Essen geladen vnd beruffen, gaben jhm das Geleydt dahin, Welchen Keyser Carolus ersehen, vnnd Achtung auff jn gegeben, wer er seye? Da ward jm angezeigt, es were D. Faustus. Darauff der Keyser schwige, biß nach Essens zeit, diß war im Sommer nach Philippi vnd Jacobi. Darnach forderte der Keyser den Faustum in sein Gemach, hielte jm für, wie jhm bewust, daß er ein erfahrner der schwartzen Kunst were, vnnd einen Warsager Geist hette, were derhalben sein begern, daß er jn ein Prob sehen lassen wolt, es solte jhm nichts widerfahren, daß verhiesse er bey seiner Keyserlichen Kron. Darauff D. Faustus jrer Key. May. vnterthänigst zu willfahren sich anbotte, Nun so höre mich, sagt der Keyser, daß ich auff ein zeit in meinem Läger in Gedancken gestanden, wie vor mir meine Voreltern vnd Vorfahren in so hohen Grad vnd Authoritet gestiegen gewesen, dann ich vnd meine Nachkommene noch entspringen möchten, vnd sonderlich daß in aller Monarchey der großmächtige Keyser Alexander Magnus, ein Lucern vnd Zierd aller Keyser, wie auß den Chronicken zubefinden, grosse Reichthumb, viel Königreich vnd Herrschaften vnter sich gebracht, welches mir vnd meinen Nachkommen wider zu wegen zu bringen schwer fallen wirdt. Demnach ist mein gnediges begern, mir sein Alexanders, vnd seiner Gemählin Form, Gestalt, Gang, Geberde, wie sie im Leden gewesen fürzustellen, damit ich spüren möge, daß du ein erfahrner Meister in deiner Kunst seyest. Allergnädigster Herr, sagte Faustus, Ewr Keys. May. begern, mit fürstellung[76] der Person Alexandri Magni vnd seines Gemahls, in Form vnd Gestalt, wie sie in jhren Lebzeiten gewesen, vnterthänigste Folg zu thun, wil ich, so viel ich von meinem Geist vermag, dieselbige sichtbarlich erscheinen lassen, doch sollen Ew. May. wissen, daß jre sterbliche Leiber nicht von den Todten aufferstehen, oder gegenwertig seyn können, welches dann vnmüglich ist. Aber die vhralte Geister, welche Alexandrum vnd sein Gemählin gesehen, die können solche Form vnnd Gestalt an sich nemen, vnd sich darein verwandelen, durch dieselbige wil ich jr May. Alexandrum warhafftig sehen lassen. Darauff Faustus auß deß Keysers Gemach gieng, sich mit seinem Geist zu besprechen, nach diesem gieng er wider zum Keyser hinein, zeigt jm an, wie er jm hierinnen willfahren wolte, jedoch mit dem geding, daß jr Key. May. jhn nichts fragen, noch reden wolten, welches jhm der Keyser zusagte. D. Faustus thete die Thür auff, Bald gieng Keyser Alexander hinein, in aller Form vnnd Gestalt, wie er im Leben gesehen, Nemlich, ein wolgesetztes dickes Männlein, rohten oder gleichsalben vnd dicken Barts, roht Backen, vnd eines strengen Angesichts, als ob er Basiliscken Augen hett. Er trat hinein in einem gantzen vollkommen Harnisch, zum Keyser Carolo, vnd neigt sich mit einer tieffen Reuerentz. Der Keyser wolt auch vffstehn, vnd jn empfangen, aber D. Faustus wolte jm solches nit gestatten. Bald darauff, nach dem sich Alexander wider neiget, vnd zu der Thür hinauß gieng, gehet gleich sein Gemahl gegen jm herein, die thet dem Keyser auch Reuerentz, sie gieng in einem gantzen blawen Sammat, mit gülden Stücken vnd Perlen gezieret, sie war auch vberauß schön vnnd rohtbacket, wie Milch vnnd Blut, lenglicht, vnd eines runden Angesichts. In dem gedachte der Keyser, nun hab ich zwo Personen gesehen, die ich lang begert habe, vnd kan nicht wol fehlen, der Geist wirdt sich in solche gestalt verwandelt haben, vnd mich nit betriegen, gleich wie das Weib den Propheten Samueln erweckt hatt. Vnd damit der Keyser solchs desto gewisser erfahren möchte, gedachte er bey jm, Nun hab ich offt gehört, daß sie hinden im Nacken ein grosse Wartzen gehabt, vnd gieng hinzu zu besehen, ob solche auch[77] an diesem Bild zu finden, vnd sandt also die Wartzen, denn sie jhm, wie ein stock still hielte, vnd hernacher widerumb verschwandt, hiemit ward dem Keyser sein Begeren erfüllt.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 75-78.
Lizenz:
Kategorien: