Entschluß

[78] Nach einem stillen Kloster will ich wandern,

Will flieh'n den Menschenlärm und Pulverdampf;

Verwundet ward mein Herz, mich schmerzt das Schrein,

Ich tauge nicht zu wüth'gem, irrem Kampf.


Ich hab' nicht Schwert, nicht Säbel und Pistole,

Ich gehe ohne Waffen durch die Welt

Hier steh' ich stille, auf mir selber ruhend,

Und Niemand hat zum Schutz sich mir gesellt.


In mir auch sprühte auf Prometheusfunke,

Erringen wollt' ich Euch das Ideal –

Und an den Felsen ward auch ich geschmiedet,

Die Kraft zerbarst, zurück blieb nur die Qual!


Seit ich ihn nutzlos weiß, mir graut's vorm Kriege;

Könnt' ich ihn streiten noch, ich wollte nicht:

Schafft er auch Recht – das Unrecht lauert, tilgt es;

Der Pesthauch Wunsch löscht aus des Friedens Licht.


Ich streite nicht, muß wandern ohne Waffen –

Wohin? – Ich kenn' kein Ziel. Doch was ich such',

Ein Kloster ist's. Da harre ich und lese

Herzstill, was mir das Schicksal schreibt in's Buch.

Quelle:
Wilhelm Arent (Hg.), Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig 1885, S. 78-79.
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