Auf dem Grabe

[18] 1801.


Erde, wie du lebest und grünst!

Hast das Grab der Liebe umsponnen

Lustig mit Blumen bunt, mit grünen Gräsern,

Webest Moos um die Steine.


Aber, Tränen, fließet darauf;

Denn den Schläfer drinnen erquicket

Nimmer der Blumen Duft, er hört nicht das Lüftchen,

Das sein Lager umsäuselt.
[18]

Weine nicht! es wandelt der Mond

Mit den stillen Sternen vorüber,

Glänzt auf das goldne Moos, die tauenden Gräser,

Die den Hügel begrünen.


Weine laut! die Nachtigall schlägt,

Und die Mücken wimmern so traurig

Totengesang darein, es hüllet die Wolke,

Schon den Mond und die Sterne.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 18-19.
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