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[19] 1801.
Wir haben den Knaben ins Gras gelegt.
Wie der Schelm sich lustig bewegt!
Wie er strebet mit Händen und Füßen!
Will mit Gewalt hinein in den süßen
Taumel, der um ihn summt und schwirrt!
Wie ihm das Auge lebendig wird!
Läßt es in der Entzückung schweifen
In des Lichts unermeßlichem Blau,
Möchte alles so gern genau
Mit den Fingern und Augen greifen,
Möchte in das fröhliche Leben
Hinein mit Schwalben und Bienen schweben,
Möchte sich stürzen nimmersatt
In der Welten unendliches Bad!
Kleiner Unschuldiger, halte still!
Dein Geschlecht kann nicht, was es will.
Ach! wie schimmert dir, süßer Knabe,
In dem Blick die gefährliche Gabe,
Alles zu fassen mit inniger Lust,
Alles zu ziehen in die Brust!
Wirst den unendlichen Durst nicht stillen,
Wirst die unendliche Brust nicht füllen.
Spiele denn die fröhliche Zeit,
Ehe der Lenz mit den Blumen verschneit,
Ehe die süße Nachtigall schweigt
Und der Sommer mit Wettern zeucht.[19]
O wie wird's dann dem Busen enge!
Wie ist auf dem Wege so heiß das Gedränge!
Ein stetes Fluchen und Stoßen und Treiben –
Kannst nicht fliehen und kannst nicht bleiben,
Darfst nicht lieben und sollst nicht hassen –
Wo soll das geängstete Herz sich lassen?
Flehend suchet das Aug' umher,
Wie der Wehrlose nach dem Speer,
Sehnst dich hinaus aus dem wilden Getümmel
Unter der Kindheit freundlichen Himmel
Zu dem Steckenpferde, zum Ball,
Wünschest, daß in der stillen Erde,
Ferne von Sonne und Vogelschall,
Dir die Ruhe gegraben werde.
Wir haben den Knaben gesetzt auf die Bühne,
Worauf er künftig spielen soll.
Es gehe dem Unschuldigen wohl!
Wir vertrauen ihn dir, Erde du grüne,
Dir, leuchtender Himmel, liebevoll.
Wollet ihm kindlich das Herz bewahren
In der Verschuldung bösen Jahren!
Wollet ihn machen liebereich!
So bleibt das Herz ihm fromm und weich.
Großes Schicksal, das machtig waltet
Und das Leben verborgen gestaltet,
Nimm die lächelnde Unschuld hin!
Gesund ist sein Leib, gesund sein Sinn,
Ist in süßer Liebe geboren –
Laß ihn freundlich führen die Horen!
Wir haben zu den Göttern gebetet,
Drum leise um das Kindlein tretet.
Es ist von Himmel und Erde gesegnet,
Vom Schicksal, das uns still begegnet.
Drum weicher, als des Kranken Kissen,
Sei um die Kindheit das Gewissen!
Sie gleichet wohl dem süßen Mai,
Liebt süße Gesänge und kein Geschrei,
Mag still schauend in Blumen liegen
Und läßt sich spielend in Schlummer wiegen.
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