[146] JUDITH zů dem Volck.
Losend ir brüder was ich sag
so bald an himel kumpt der tag
So lůgend saumend euch nit lang
diß haupt das stöckend an ain stang
Stöckend das auff der mauren auff
mit gwerter hand kommend zů hauff
Und fallend hnauß mit grossem gwalt
der jung gleich als wol als der alt
So starck das ymmer mag gesin
und tringend starck auff dise hin
Nit samb ir wöltend neben sich
beseitz abziehen / sonder glich
Tringend starck auff das leger dar
so das die speher werden gwar
Werden sy tringen hindersich
zů Holofernis zelt gelich
In aufferwecken zů der schlacht
so unversehen bey der nacht
Wann sy den leib finden im blůt
wirt in empfallen sterck und můt
In dflucht werden sich gen die find
gleich wie ain läblin vor dem wind
Gott hat sy geben in ewr hand
zů wirgen / jagen alle sand.[146]
OZIAS.
Ir trewen lieben Burger mein
der rhat dunckt mich sehr nützlich sein
Fraw Judith hat thon wie ain man
es stünd uns warlich übel an
Das wir nit brauchten dises glück
des Gott durch sy uns zů hat gschickt
Darumb will ich euch hon ermandt
nemmend die gwer in ewer hand
Seind dapffer heüt auff disen tag
es soll kainer zum sig sein zag
Den uns Gott schon verlyhen hatt
wir wend uns legern auß der statt
Du blaser blaß den lerman an
das fluchs sy rüste yederman
Wolauff das man sich saum nit lang
das haupt das steck man auff ain stang.
JUDITH.
Seind mannlich für ewr vatterland
ir hond den sig schon in der hand
Ich hab mein raiß gerichtet auß
kumb Promptule / wir wend zů hauß.
In dem steckt man das haupt auf / und blaßt man lerman.
OZIAS.
Send hin mein lieber Banerherr
Gedenckend heüt an ewer ehr
Dieweil das zaichen auffrecht stat
das hail ain freyen fürgang hat.
BANERHERR.
Das zaichen will ich lassen nit
biß das uns Gott verleicht den frid[147]
Ich wills nit auß den henden lon
es můß eh als zů scheytern gon
O Herr stand bey der ghrechtigkait
durch dein gnadreiche gütigkait
Dieweil das zaichen auffrecht gat
so sicht man das du dein genad
Uns stercklich heüt mittailen wilt
die baß bewart dann alle schilt
Darumb ir trewen Burger mein
lond mich euch all befolhen sein.
Eh unnd man hinauß felt / thůt Ozias die red / und ermanet sy um gebett.
Seind standhaft lieben Burger gůt
gond dapffer dran mit freyem můt
On zweyfel hats heüt mit uns Gott
dieweil das haupt ist gschlagen ztod
Dieweil nun Gott ist mit uns dran
so sey ain yeder heüt ain man
Doch das man nichts mit frävel thü
so knüend also nider hie
Und rüffend Gott an umb sein gnad
darnach gond manlich an die that.
So man von dem gebett auffgestanden ist / so felt man mit aller ungestümigkait außhin.
DEMIUS auff der schiltwacht.
Loß Desmon herstu nit das gschell
DESMON.
Es ist etwas / sey was es wöll
DEMIUS.
Die feind die kommen mit gewalt[148]
DESMON.
Lauff eyletz laß uns sagen bald
DEMIUS.
O lerman / lerman / feindio
AMORITER HAUPTMAN.
Wie Demi / warumb schreist also
DEMIUS.
Die feind seind hie mit gantzer macht
wir honds gehört dort auff der wacht
Sy tringen gwaltig auff uns har
still / losend / nemmends selber war.
HAUPTMAN.
Fluchs / weckend Holofernem bald
eh das der feind uns überfalt.
MOABITER HAUPTMAN.
Wa mag doch sein der Kämerling
sich Vago / gang einhin gering
Weck auff den Hertzog eyletz schnell
sag im von disem ungefell
Sy seind geschloffen auß dem hol
ich bsorg die statt sey bsetzet wol
Den kampff dörffends uns bieten an
das mich nit gnüg verwundern kan.
In dem spring Vagao wider herauß und springt in Judith gemach / und schreyt.
Mort / o mort / über alles mort
MOABITER HAUPTMAN.
Was schreyst also / was sagst für wort[149]
VAGAO springt wider herauß / und zerreißt die klaider.
Hey ist es nit ain grosse schand
dem gantzen Assirierland
Das gantz Nabuchadnezers reich
hat gschendet also lesterleich
Ain blödes / schnödes Jüdisch weib
da innen ligt des Hauptmans leib
Am herd da innen in dem blůt
er hat kain Haupt / ich hab kain můt.
AMORITER HAUPTMAN und die Capitenier zerryssen die klaider.
Ich bin verzagt / ich bin kain man
wie wend wir all sach greiffen an?
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