Floramor oder Tausendschön

[81] Wann die Nymphen sich ergötzen,

Und sie etwan in dem Hetzen

Eines Dornes Stachel ritzt:

Wo der Ritz sich hin ergossen,

Macht er Floramoren sprossen,

Blutes Purpur auf sie spritzt.


Jene mag die Meerschneck' mahlen,

Die zu Hof in Purpur prahlen,

Die ein prächtig Elend ziert:

Schöner sind die Tausendschönen,

Die uns hier mit Freiheit krönen,

Wo man fromme Heerden führt.
[82]

Amarante, Liebesblüthe!

Blumen liebe ich und biete

Ehre vor den andern dir.

Du den Blumhold ehre wieder,

Stehe, wann ich liege nieder,

Dort um meine Grabesthür.


Quelle:
Auserlesene Gedichte von Georg Philipp Harsdörffer, Johann Klaj, Sigmund von Birken, Andreas Scultetus, Justus Georg Schottel, Adam Olearius und Johann Scheffler, Leipzig 1826, S. 81-83.
Lizenz:
Kategorien: