Das verirrete Schäflein

[88] 1.

Ach ich armes Schäflein schreye

Und bekenne selbst mit Reue,

Daß ich mich vergangen hab.

Ich ließ mich die Lust verführen,

Lief mit Böcken hin spaziren,

Kam weit von der Heerde ab.


2.

Ach mich stechen im Gewissen

Dornen, und ich soll ein Bissen

Dort der Höllen-Wölfe seyn.

Jesu, treuer Hirt, wolst kommen:

Laß die neun und neunzig Frommen,

Komm, hol mich, das huntertst', ein.
[88]

3.

Mache, daß in deinem Stalle

Eine Freud ob mir erschalle,

Bring mich wieder zu der Heerd;

Und dein Stab alsdann mich lenke,

Daß ich mich nit ferner kränke.

Jesu, laß es seyn gewährt.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 5, Hildesheim 1964, S. 88-89.
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