Kirchweih-Predigt, am Tage S. Sebalds


Die bedrangte Kirche Christi

[91] Nach der Singweise: Auf meinen lieben Gott.


1.

Schau, Christe! sih doch drein.

Die Kirche ist ja dein,

Die deinen Namen kennet,

Nach dir sich Christlich nennet.

Du hast sie dir verlobet,

Auf die der Feind so tobet.


2.

Mit deinem Blut du dir

Sie hast erkaufet hier:

Ach! laß nit seyn verdorben,

Was du so theur erworben.

Zeig dein- und ihrem Feinde,

Daß sie dich hab zum Freunde.


3.

Du Haupt der Christgemein!

Wir deine Glieder seyn.

Ein Sturmwind aus der Höllen

Bäumt wider uns die Wellen;

Die Welt mit wilden Wogen

Komt auf uns angezogen.


4.

Du Haupt! schütz deinen Leib;

Du Bräutigam! dein Weib;

Du Fels! dein Kirchgebäude;

Du Hirte! deine Weide.

Den Feinden gib zufühlen,

Daß sie auf Jesum zielen.


5.

Du himmlischer Gemahl!

Die Braut den Hochzeit-Saal,

Den Saal geziert mit Sternen,

Zwar sehnlich siht von fernen:

Ach! wann soll von der Erden

Sie heimgeführet werden?


6.

In Hoffnung dieser Huld

So trägt sie mit Gedult,

Was du auch hast getragen:

Das Creutz, die Angst und Plagen.

Das End soll sie ergetzen,

Ihr auch die Kron aufsetzen.


7.

Der Tod wird gehn zu Grab.

Du wirst ihr wischen ab

Den Threnenstrom von Augen,

Beist er itzt schon als Laugen.

In Hoffnung jener Freuden

Wir alles Leid erleiden.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 5, Hildesheim 1964, S. 91-92.
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