Die Sehnsuchtsthräne

[30] Bänglich wird mir, und der Minne

Leiden wachen auf in mir; –

Rinne, warmes Thränchen, rinne,

Sieh, noch viele folgen dir.


Warum weilet ihr so lange

An den Augenwimpern mir?

Ist euch zu versiegen bange,

Ach, nicht abgeküßt von ihr?
[30]

Rinnet immer, holde Kinder

Meiner Sehnsucht, rinnt herab!

Ach, sonst fließt ihr einst, noch minder

Kußgewärtig auf ihr Grab!

Quelle:
Aloys Blumauer: Sämmtliche Gedichte. München 1830, S. 30-31.
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