Meine Münsche

[26] Die Erde ist so groß und hehr,

Man sieht mit Lust sie an,

Und wer sie ganz besässe, wär'

Ein überreicher Mann:

Doch hätt' ich g'nug für meinen Sinn

An einem kleinen Fleckchen d'rin.
[26]

Und dieses Fleckchen wählte ich

Auf einem Hügelchen,

Von dem ich könnte rund um mich

So recht in's Freie sehn,

Und von der lieben Erde Plan

So viel zu sehen, als ich kann.


Auf diesem Fleckchen stünde dann

Ein Häuschen nett und klein;

Da nistet' ich, zufried'ner Mann,

Mit Weib und Kind mich ein:

Denn leben ohne Weib und Kind,

Heißt – mühsam segeln ohne Wind.


Und hätt' ich noch ein Gärtchen d'ran,

So baut' ich es mit Fleiß;

Das gäbe Kraut und Kohl mir dann

Für meinen baaren Schweiß,

Auch legt' ich manchen Pfirsichkern;

Denn Weib und Kinder naschen gern.


Und hätt' ich auch so nebenbei

Mein gutes Fäßchen Wein,

So reiste wohl kein Freund vorbei,

Er spräche bei mir ein:

Wir sähen froh ihm in's Gesicht,

Und zählten ihm die Gläser nicht.


Nur sei, um mich deß' all' zu freu'n,

Mir noch ein Gut beschert,

Ein Gut – o mehr als Freund und Wein,

Und Hans und Gärtchen werth! –

Die Freiheit! – wenn mir die gebricht, –

So brauch' ich alles and're nicht!

Quelle:
Aloys Blumauer: Sämmtliche Gedichte. München 1830, S. 26-27.
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