Die 44. Histori sagt, wie Ulenspiegel einem Bauren ein Supp begoß und thet ubel stinckende Fischfeißte daruff für Brotschmaltz unnd meint, es wär dem Bauren gut genug.

[128] Vil Schalckheit het Ulenspiegel den Schuchmachern gethon, nit allein an einem Ort, sunder an vil Enden. Als er nun dise Schalckheit het ußgericht, kam er gen Staden. Da verdingt er sich zu einem Schumacher. Als er nun des ersten[129] Tags arbeiten begund, da gieng sein Meister uff den Marckt und koufft ein Fuder Holtz und verhieß dem Buren, ein Supp zu geben zu dem Gelt, und bracht den Buren mit dem Holtz vor sein Huß. Da fand er niemand in seinem Huß, die Fraw und Magt waren ußgangen, dan Ulenspiegel, der was allein in dem Huß und nagt Schuch. Da was dem Meister not, an den Marck wider zu gon. Da befal er Ulenspiegeln, das er näm, was er hätt, und macht dem Buren ein Supp, er hät ihm das im Schanck gelasen. Ulenspiegel sagt ja, unnd der Buer warff sein Holtz ab und kam in das Hus. Und Ulenspiegel schneid ihm Brotschnitten in die Schüssel und fand niergen Feißte in dem Schanck. So gat er zu dem Behalter, darin das schmeckende Fischschmaltz was, und begos dem Buern die Sup darmit. Der Bur begund essen und schmeckt, daz es ubel stanck. Doch so was er hungerig und aß die Sup uß. Indem so kam der Schuchmacher ingond und sagt zu dem Bueren, wie ihm die Sup hät geschmeckt. Der Buer sagt: »Das schmeckt alles wol, da es hat nach Geschmack als nüwe Schuch«, hiemit gieng der Buer uß dem Huß. Da ward der Schuchmacher lachen und fragt Ulenspiegeln, wavon er dem Buren ein Sup gegossen hät. Ulenspiegel sagt: »Ihr sagten mir, ich solt ihm nemen, was ich hät, so het ich nienen ander Feißte wan Seefischschmaltz, dan ich was uber den Schanck in der Kuchin, da fand ich niergen Feißte. Da nam ich, was ich hat.« Der Schuchmacher sagt: »Nun, das ist gut, es ist den Buren gut genug.«

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 128-130.
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