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[233] Mit Ernst reißt Ulenspiegel von Rostock, als er die Schalckheit gethon, und kam in ein Flecken zu Herberg. Und in dem Huß was nit vil zu essen, dann da was eitel Armut, und der Wirt im Hus het vil Kinder und dabei was Ulenspiegel gantz ungern. Da band Ulenspiegel sein Pferd in den Stal und gieng dahin in daz Huß und kam zu dem Feür und fand einen kalten Herd und ein lere Wonung. Da verstund er wol, daz nüt dan Armut was. Da sprach er:[234] »Her Wirt, Ihr haben böß Nachburen.« Der Wirt sagt: »Ja, Her Gast, das hab ich, sie stelen mir alls, daz ich im Hus hab.« Da ward Ulenspiegel lachen und gedacht: »Hie ist der Wirt als der Gast!« Er het wol Lust dazebleiben, sunder die Kinder möcht er nit leiden, wann er sahe, daz sie giengen und thetten ihr Gemach hinder die Hußthür, ein Kind nach dem andern. Da sprach Ulenspiegel zum Wirt: »Was seint doch Euwer Kinder so unsuber! Haben sie kein Stat, da sie möchten ihr Gemach thun, dan hinder die Hußthür?« Der Wirt sprach: »Her Gast, was schelten Ihr daran? Mir mißfält nit daran, ich reiß morn hinweg.« Ulenspiegel schweig darnach. Da er Not het, da scheiß er auch ein grossen Huffen Trecks zu dem Feüer. So kumpt der Wirt gon, dieweil Ulenspiegel uber seinem Werck was, und sprach: »Das dich der Ritschit! Scheißest du zu dem Feur? Ist der Hoff nit weit gnug?« Ulenspiegel sprach: »Her Wirt, was schelten Ihr doch? Daran da leigt mir auch nit an, ich reiß täglich hinweg«, und saß uff sein Pferd und zu der Dür uß. Der Wirt ruff ihm nach: »Halt, und mach den Treck von dem Herd hinweg!« Ulenspiegel sprach: »Wer der letst sei, der ker das Huß. So ist mein Treck und Euwer Treck zu einem ußkeret.«