LXXIX.

[149] Wenn Reuter und Schreiber greifen an

Einen feisten, schlichten, geringen Mann,

Ist der es, so den Streit fing an.


Der Narr als Sachwalter vor einem Schreibpulte. Ihm zeigt ein Reisender, den ein Geharnischter an einem um den Hals gelegten Strick festhält, einen Geleitsschein vor, auf den er sich wol närrischer Weise verlassen hat, denn auch er trägt, wie der Ritter, die Narrenkappe im Nacken.


Reuter und Schreiber.

Schreiber und Reuter trifft auch der Spott,

Sie seien in der Narrenrott';

Daß ihre Nahrung gleich, ist klar:

Der schindet heimlich, der offenbar!

Der wagt sein Leben, sei's trocken, sei's naß,

Und der setzt die Seele ins Tintenfaß.

Der Reuter steckt viele Scheuern an,

Der Schreiber bedarf einen Bauersmann,

Der feist sei und kann triefen wohl,

Damit er riechen mach' seinen Kohl.

Ja, thäte jeder, was ihm ziemte,

So wären sie beide Geldes werth,

Der mit der Feder, der mit dem Schwert, –

Man möchte sie beide entbehren nit,

Wäre nicht über der Hand ihr Schnitt,

Würde durch sie nicht das Recht versehrt

Und Mann und Roß aus dem Stegreif ernährt.[149]

Da nun aber auf eignen Gewinn

Jeder von ihnen stellt Muth und Sinn,

So wollen sie verzeihen mir,

Daß ich im Narrenschiff sie führ'.

Ich habe sie drum gebeten nicht,

Den Fuhrlohn jeder selbst verspricht

Und will sich auf eine Nuß verdingen,

Bekannte genug ins Schiff zu bringen.

Schreiber und Gleißner sind noch viel,

Die treiben jetzt wild Reuterspiel

Und nähren sich kurz vor der Hand,

Gleichwie die Kriegsknecht in dem Land.

Wahrlich, es ist eine Schande groß,

Daß man nicht eilend die Straßen macht frei,

Daß Pilger und Kaufmann sicher sei,

Aber ich weiß wohl, was das thut:

Man sagt, das Geleitgeld schmecke zu gut!

Quelle:
Brant, Sebastian: Das Narrenschiff. Leipzig [1877], S. 149-150.
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