|
[84] Manchen dunckt / er wer witzig gern
Vnd ist eyn ganß doch / hür als vern
Dann er keyn zůcht / vernunfft / will lern
Eyn narr ist der vil gůttes hört
Vnd würt syn wißheyt nit gemört
Der allzyt bgert erfaren vil
Vnd sich dar von nit besseren wil
Vnd was er sicht will er han ouch
Das man merck / das er sy eyn gouch
Dann das ist aller narren gbrust
Was nuw ist / allzyt doren glust[85]
Vnd hant doch bald vernüwgert dran
Vnd wellen ettwas frömdes han
Eyn narr ist wer vil land durchfert
Vnd wenig kunst / noch tugend lert
Als ist eyn ganß geflogen vß
Vnd gagack kumbt wider zů huß /
Nit gnůg / das eyner gwäsen sy
Zů Rom / Hierusalem / Pauy
Aber do ettwas geleret han
Das man vernunfft / kunst / wißheit kan
Das halt ich fůr eyn wandlen gůt /
Dann ob voll krützer wer din hůt
Vnd du künst schissen berlin kleyn
Hielt ich doch nit vff das allein
Das du vil land ersůchet hast
Vnd wie eyn ků / on wißheit gast
Dann wandlen ist kein sunder ere
Es sy dann das man sunders ler
Hett Moyses jn Egypten nüt /
Vnd Daniel gelert die zyt
Do er was jn Chaldeen landt
Sye weren nit so wol erkant
Mancher kumbt melbig zů der bicht
Der gantz wisß werden meint / vnd licht
Vnd gat berämt doch wider heyn
Vnd dreyt am hals eyn mülensteyn
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
|
Buchempfehlung
Der junge Königssohn Philotas gerät während seines ersten militärischen Einsatzes in Gefangenschaft und befürchtet, dass er als Geisel seinen Vater erpressbar machen wird und der Krieg damit verloren wäre. Als er erfährt, dass umgekehrt auch Polytimet, der Sohn des feindlichen Königs Aridäus, gefangen genommen wurde, nimmt Philotas sich das Leben, um einen Austausch zu verhindern und seinem Vater den Kriegsgewinn zu ermöglichen. Lessing veröffentlichte das Trauerspiel um den unreifen Helden 1759 anonym.
32 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro