|
[90] Wer sitzet vff des glückes rad
Der ist ouch warten fall / mit schad
Vnd das er ettwann näm eyn bad
Der ist eyn narr der stiget hoch
Do mitt man säch syn schand vnd schmoch
Vnd sůchet stäts eyn höhern grad
Vnd gdencket nit an glückes rad
Eyn yedes ding wann es vffkunt
Zům höchsten / felt es selbst zů grunt
Keyn mensch so hoch hie kumen mag
Der jm verheiß den mornden tag[91]
Oder das er morn glück soll han
Dann Clotho loßt das rad nit stan /
Oder den syn gůt vnd gewalt
Vorm tod eyn ougenblick behalt /
Wer gwalt hatt der hat angst vnd nott
Vil synt durch gwalt geschlagen dott /
Den gwalt man nit langzyt behalt
Den man můß schyrmen mitt gewalt
Wo nit lieb ist vnd gunst der gmeyn
Do ist vil sorg vnd wollust kleyn
Der můß vil vörchten / der do wil
Das jn ouch söllen vörchten vil
Nůn ist vorcht / gar eyn böser knecht
Die leng mag sie nit hütten recht
Wer hatt gewalt der selb der ler
Lieb haben gott / vnd sůch syn ere
Wer gerechtikeyt halt jn der hant
Des gwalt mag haben gůt bestant
Der hatt syn gwalt wol angeleyt
Vmb des abgang man truren treit
We dem regyerer noch des dot
Man sprechen můß gelobt sy gott
Wer waltzt eyn steyn vff jn die höh
Vff den falt er vnd důt jm we
Vnd wer verloßt sich vff syn glück
Der vellt offt jn eym ougenblyck
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
|
Buchempfehlung
Strindbergs autobiografischer Roman beschreibt seine schwersten Jahre von 1894 bis 1896, die »Infernokrise«. Von seiner zweiten Frau, Frida Uhl, getrennt leidet der Autor in Paris unter Angstzuständen, Verfolgungswahn und hegt Selbstmordabsichten. Er unternimmt alchimistische Versuche und verfällt den mystischen Betrachtungen Emanuel Swedenborgs. Visionen und Hysterien wechseln sich ab und verwischen die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn.
146 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro