[38.]

[92] Wer kranck ist / vnd lyt jn der nott

Vnd volget nit eyns artztes rott

Der hab den schaden / wie es gott


38. vo kracke die nit volge

vō krāckē die nit volgē

Der ist eyn narr der nit verstat

Was jm eyn artzt jnn nöten rat

Vnd wie er recht haltt syn dyget

Die jm der artzt gesetzet hett

Vnd er für wyn das wasser nymbt

Oder des glich das jm nit zymbt

Vnd lůg das er syn lust erlab

Biß man jn hyn treit zů dem grab[93]

Wer will der kranckheyt bald entgan

Der soll dem anfang widerstan

Dann artzeny můß würcken langk

Wann kranckheyt vast nymbt vberhanck

Wer gern well werden bald gesund

Der zoug dem artzet recht die wund

Vnd lyd sich / so man die vff brech

Oder mit meißlin dar jn stech

Oder sie hefft / wesch / oder bynd

Ob man jm schon die hut abschynd

Do mit alleyn das leben blib

Vnd man die sel nit von jm trib /

Eyn gůtter artzt dar vmb nit flücht

Ob joch der kranck halber hyn zücht

Eyn siech sich billich lyden sol

Vff hoffnung / das jm bald werd wol /

Wer eym artzt jn der kranckheyt lügt

Vnd jn der bicht eyn priester drügt

Vnd vnwor seyt sym aduocat

Wann er will nemen by jm ratt

Der hatt jm selbs alleyn gelogen

Vnd mit sym schaden sich betrogen

Eyn narr ist / der eyn artzet sůcht

Des wort / vnd ler / er nit gerůcht

Vnd volget altter wiber rott

Vnd loßt sich segen jn den dott

Mitt kracter vnd mitt narren wurtz

Des nymbt er zů der hell eyn sturtz

Des abergloub ist yetz so vil

Do mitt man gsuntheyt sůchen will

Wann ich das als zů samen sůch

Ich maht wol druß eyn ketzerbůch

Wer kranck ist der wer gern gesunt

Vnd acht nit wo die hilff har kunt

Den tüfel rüfft gar mancher an

Das er der kranckheyt möcht engan

Wann er von jm hülff wartend wer

Vnd nit müst sorgen grösser schwer /[94]

Der würt jnn narrheyt gantz verrůcht

Wer wider gott gesuntheyt sůcht

Vnd on die wore wißheyt gert

Das er well wyß syn vnd gelert

Der ist nit gsunt / sunder gantz blöd /

Nit wyß / sunder jn torheyt schnöd

In stätter kranckheyt er verhartt

In vnsünn blintheyt gantz ernarrt /

Kranckheyt vß sünden dick entspringt

Die synd vil grosser siechtag bringt

Dar vmb wer kranckheyt will entgan

Der soll gott wol vor ougen han

Lůgen das er der bicht sich noh

Ee er die artzeny entpfoh

Vnd das die sel vor werd gesunt

Ee dann der liplich artzet kunt

Aber es spricht yetz mancher gouch

Was sich gelibt das gesölt sich ouch

Doch wurt es sich zů lest so liben

Das weder lib noch sel wurt bliben

Vnd werden ewig kranckheyt han

So wir der zyttlich went entgan

Vil sindt yetz ful / vnd langest dott

Hetten sie vor gesůchet gott

Syn gnad erworben / hülff / vnd gunst

Ee dann sie sůchten artzet kunst

Vnd meynten leben on syn gnad

Stürben doch mit der selen schad /

Hett Machabeus sich verlon

Alleyn vff gott / vnd nit vff Rom

Wie er zům ersten dett dar vor /

Er hett gelebt noch lange jor

Ezechias wer gestorben dott

Hett er sich nit gekört zů gott

Vnd dar vmb erworben / das gott wolt

Das er noch lenger leben soltt

Hett sich Manasses nit bekert

Gott hett jn nyemer me erhört[95]

Der herr zů dem bettrysen sprach

Der lange jor was gwesen schwach

Gang hyn / sünd nym / nit biß eyn narr

Das dir nit bösers wider far /

Mancher gelobt jn kranckheyt vil

Wie er syn leben bessern will

Dem spricht man / do der siech genaß

Do wart er böser dann er was

Vnd meynt gott do mitt btrogen han

Bald gont jn grösser plagen an


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 92-96.
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