[80.]

[206] Ich bin gelouffen ferr / vnd wytt

Nye lär das fleschlin was allzyt

Biß ich diß brieff den narren büt


80. Narrehte bottschafft

Narrehte bottschafft.

Ob ich der botten nůn vergäß

Vnd jnn nit dorheit ouch zů mäß

Sie manten mich ee selber dran

Narren müssen eyn botten han

Der trag jm mund / vnd syg nit lasß

Eyn briefflin das es nit werd nasß

Vnd süferlich gang vff dem dach

Do mit der zyegelhuff nit krach[207]

Lůg ouch das es jnn nit bevilt

Me enden / dann man jm entpfilt

Vnd was er tůn soll / vnd man heißt

Das er / vor wyn / dar vmb nit weißt

Vnd langzyt vff der straß sich sum

Do mit das jm vil lüt bekum

Vnd lůg das er zär an der näh

Vnd drystunt vor die brieff besäh

Ob er künd wissen / was er trag

Vnd was er weiß / bald wyter sag

Vnd leg syn däsch nachts vff eyn banck

So er nymbt von dem wyn eyn schwāck

Vnd kum on antwürt wider heym

Das synt die narren die ich meyn

Dem narren schyff louffen sie noch

Sie fynden es hye zwüschen Ach

Doch sollen sie sich des vermessen

Das sie des fläschlins nit vergessen

Dann jnn jr leber / vnd geschyrr

Von louffen / liegen würt gantz dürr /

Wie gůt der schne erkülung gyt

Wann man jn fyndt jnn summers zyt

Also ergetzt eyn truwer bott

Den / der jn vß gesendet hat

Der bott ist lob / vnd eren wert

Der bald kan werben / das man bgert


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 206-208.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
Das Narrenschiff:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon